30 Jahre Akademie Schloss Solitude – Über transformatives Potenzial, Imagination und künstlerische Praxis

Im Jahr 2020 feiert das internationale und transdisziplinäre Künstlerresidenzprogramm Akademie Schloss Solitude sein 30-jähriges Jubiläum. Unter dem Motto »Transformation – Unfolding the Future« fördert die Akademie Schloss Solitude einen kontinuierlichen und offenen Dialog über die Rolle der Kunst und der Institution im Kontext von gesellschaftlicher Transformation. Mit Elke aus dem Moore haben wir darüber gesprochen, welches transformative Potenzial für eine bessere Zukunft sich durch transdisziplinären und genrationsübergreifenden Austausch, die Verschränkung von Kunst mit anderen gesellschaftlichen Bereichen und durch unsere eigene Imagination entfalten kann.

Interview mit Elke aus dem Moore — Aug. 27, 2020

Akademie Schloss Solitude - 30 Jahre Akademie Schloss Solitude – Über transformatives Potenzial, Imagination und künstlerische Praxis

Exhibition »A Courtyard in the barn« by Mariana Jochamowitz & Nicolás Rivera (architecture 2019/2020), Solitude barn, From left to right: Elke aus dem Moore (director of Akademie Schloss Solitude), Mariana Jochamowitz (fellow architecture 2019/2020), Nicolás Rivera (fellow architecture 2019/2020), and Krzysztof Gutfranski (curator of the festival), Photo: Frank Kleinbach.

Klicken Sie hier, um das Interview auf Englisch zu lesen.

 

Frau aus dem Moore, die Akademie Schloss Solitude feiert unter dem Motto »Transformation – Unfolding the Future« in diesem Jahr ihr 30-jähriges Jubiläum. Worauf spielen Sie damit an?

Elke aus dem Moore: Wir leben in einer Zeit des tiefgreifenden Wandels und erleben aktuell massive Veränderungen in der Gesellschaft, Ökologie, Wirtschaft und Technologie. Als wir die Planungen zum Jubiläumsjahr begannen, konnten wir den Ausbruch von Covid-19 noch nicht ahnen. Und trotzdem nehmen wir mit dem Thema des Jubiläumsjahrs auf etwas Bezug, das sich in der Corona-Krise ganz deutlich zuspitzt: Eine Transformation der Art und Weise, wie wir unser Zusammenleben gestalten aber auch wie wir in planetarischem Ausmaß leben. Wichtig ist heute, die Begrenztheit und damit das Ende des Anthropozäns anzuerkennen, also jenes Zeitalter, in dem der Mensch zum geologischen Faktor wurde. Heute ist es wichtig, sich als Mensch verstärkt als Teil eines Ganzen zu verstehen und das gesamte Denken und Handeln darauf auszurichten.

An diesem Punkt der Erkenntnis kann Kunst und künstlerische Forschung entscheidende Beiträge leisten, um die Zukunft zu gestalten. Ich sehe hier eine ganz besondere Aufgabe von Institutionen einen Möglichkeitsraum für kollektives und künstlerisches Denken, Forschen und Gestalten zu gestalten.

Können Sie den Begriff des Planetarischen und des Kollektiven weiter ausführen? Meines Erachtens scheint er etwas Anderes zu meinen, als der Begriff des Globalen, der man mit weltwirtschaftlichen Entwicklungen der jüngeren Zeitgeschichte assoziiert.

»Heute ist es wichtig, sich als Mensch verstärkt als Teil eines Ganzen zu verstehen und das gesamte Denken und Handeln darauf auszurichten.«

Der Wandel, der sich derzeit vollzieht, betrifft nicht nur unsere Gesellschaft, sondern auch den Planeten, der ein Teil eines Universums ist. Er hat eine planetarische Dimension. Damit meine ich, dass der durch den Menschen gemachte Klimawandel bewirkt, dass sowohl das ökologische als auch das planetarische Gleichgewicht außer Kontrolle gerät. Es geht um die Erde im Kontext von anderen Planeten, also das Universum als Ganzes und auch als Teil einer Gruppe weiterer Universen. Wir können die Erde nicht isoliert betrachten.

Von dieser Metaebene komme ich jetzt wieder zurück auf das, was auf der Erde passiert. Denn gerade dort spüren wir, dass wir als Menschen immer in Beziehungen zu anderen stehen und uns innerhalb eines gemeinsamen Kontextes sehen müssen. Anders geht es gar nicht. Damit beziehe ich mich übrigens nicht nur auf menschliche Wesen, sondern auf sämtliche Lebensformen, die diesen Planeten bevölkern. Wir müssen anerkennen, dass es neben unserem menschlichen Wissen auch andere Wissenssysteme gibt, etwa von Tieren, Pflanzen oder Viren.

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Blumen- und Pflanzenmarkt von Chloroplast e. V. in der Solitude-Scheune im Rahmen des Solitude Mikro-Sommerfestivals 2020, Foto: Frank Kleinbach

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Flower and plant market by Chloroplast e. V., Solitude Mikro-Sommerfestival 2020, Solitude barn, Photo: Frank Kleinbach

Lassen Sie uns auf die Akademie Schloss Solitude zu sprechen kommen. Was kann eine Künstlerresidenz in dieser Situation leisten?

Als internationale und transdisziplinäre Künstlerresidenz steht die Akademie Schloss Solitude im Besonderen für etwas Vereinendes, eine gemeinsame Summe erzeugendes. Die Akademie ist ein Ort, an dem über vielfältige Zusammenhänge reflektiert, neuartige Formen der kollektiven Wissensproduktion und des sozialen Miteinanders erprobt werden. Und wichtige Denkprozesse unabhängig von Institutionen entwickelt werden können. Genau diese Multiperspektivität und der Freiraum sind die Gründe, weshalb eine Künstlerresidenz wie die Akademie Schloss Solitude für die heutige Gesellschaft und ihre Komplexität eine gewichtige Rolle spielt, und das Potenzial hat, transformatorische Prozesse mit zu gestalten. In dem neuen Leitbild der Akademie wird genau das sehr schön formuliert: » Ihr einzigartiges Modell eröffnet Künstler*innen und Wissenschaftler*innen wertvolle Freiräume zur Entwicklung ihrer Arbeit und zur Forschung[…]. Auf Basis dieser Freiheit wird es möglich, bestehende Wissenshierarchien zu hinterfragen und alternative Zukunftsentwürfe zu entwickeln.«

Die Akademie Schloss Solitude ist auch dafür bekannt, die Arbeit ihrer Stipendiat*innen in unterschiedlichen Formaten zu präsentieren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. So sind im Jubiläumsjahr Kooperationen mit dem Kunstmuseum Stuttgart und der Staatsgalerie geplant, um nur zwei Beispiele zu nennen. Welche Auswirkungen haben die mit dem Coronavirus einhergehenden Restriktionen auf die Akademie?

Wir haben einen Großteil unserer Formate und Programme umgestaltet und setzen auch auf digitale und kleinere Formate. Im Sommer fand auf dem Gelände der Akademie Schloss Solitude das »Solitude Mikro-Sommerfestival« statt. In einem kleinen experimentellen Rahmen, ermöglichen wir trotz erschwerten Bedingungen persönliche Begegnungen mit den Stipendiat*inne. Uns kommt besonders zugute, dass die Akademie das Digitale schon sehr früh als eine Sphäre der künstlerischen Tätigkeit begriffen hat und wir mit dem online Magazin Schlosspost und den »Web Residencies« Strukturen geschaffen haben, um künstlerische Diskurse und Projekte der Stipendiat*innen zu lancieren. Diese Ebene bauen wir derzeit weiter aus, neben den »Solitude Journals«, die thematisch ausgerichtet sind, finden sich im »Solitude Blog« aktuelle Beiträge von Stipendiat*innen und Alumnis der Akademie. Darüberhinaus planen wir eine Erweiterung der Akademie mit Bildungsangeboten, wie eine Reihe an Online Events, aktuell zum Thema »Alternative Netzwerke«.

»Die Akademie ist ein Ort, an dem über vielfältige Zusammenhänge reflektiert, neuartige Formen der kollektiven Wissensproduktion und des sozialen Miteinanders erprobt werden. Und wichtige Denkprozesse unabhängig von Institutionen entwickelt werden können. Genau diese Multiperspektivität und der Freiraum sind die Gründe, weshalb eine Künstlerresidenz wie die Akademie Schloss Solitude für die heutige Gesellschaft und ihre Komplexität eine gewichtige Rolle spielt, und das Potenzial hat, transformatorische Prozesse mit zu gestalten.«

Des Weiteren haben wir vor allem intern Formate entwickelt, die das gemeinsame Arbeiten ermöglichen. »Ecosystems of Knowledge« ist ein neues Format, das erlaubt die jeweiligen Arbeitsthemen von Stipendiat*innen aufzugreifen, zu bündeln und gemeinsames Forschen zu ermöglichen. Hier werden Themen wie Non-Human-Knowledge multiperspektivisch diskutiert. Zu den regelmäßig stattfinden Treffen werden auch Expert*innen über webbasierte Dienste zugeschaltet, um einen Austausch über die Grenzen der Akademie hinaus zu gewähren. Dieses neue Format verstehe ich als eine Plattform der kollektiven Wissensproduktion. Sie führt letztlich etwas fort, was an der Akademie in losen Strukturen permanent geschieht.

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Pocket Poetry-Lesung im Schloss Solitude im Rahmen des Mikro-Sommerfestivals 2020, Foto: Frank Kleinbach

Können Sie die Bedeutung von dieser gemeinsamen Art der künstlerischen Forschung noch weiter ausführen? Was kann daraus entstehen?

Schon seit den frühen Nullerjahren bemüht sich die Akademie Schloss Solitude, etwa in der Kooperation mit dem Forschungscampus der Firma Bosch, aktiv mit gesellschaftlichen Bereichen in Kontakt zu treten, die klassischerweise nicht mit der Kunstwelt verbunden sind.

Kunst hat das Potential außerhalb festgelegter Denkmuster zu agieren, das ist eine Grundvoraussetzung für Innovation und die Gestaltung tiefgreifender Veränderungen.

Die Akademie Schloss Solitude wird sich in Zukunft stärker im Bereich der Künstlerischen Forschung positionieren, denn wir sind davon überzeugt, dass künstlerische Verfahrensweisen und Ansätze eine wichtige Form ist, Wissen und Erkenntnis zu erzeugen und damit diskursive Prozesse in Gang zu setzen.

In naher Zukunft werden wir uns noch intensiver damit auseinandersetzen, wie man transdisziplinäres Forschen stärken kann. Ab Herbst werden sich in einer internationalen und transdisziplinären Lerneinheit sieben Stipendiat*innen unter dem Thema »Mutation« mit der Frage beschäftigen, wie Wissen aus unterschiedlichen künstlerischen Perspektiven zusammengeführt werden kann. Ein Fokus dieses neuen transdisziplinären Progamms, das wir gemeinsam mit der KfW Stiftung aufsetzen, wird darin bestehen, darüber nachzudenken, wie das Wissen, das sich aus künstlerischem Denken, Handeln, Forschen generiert, in gesellschaftliche Prozesse einfließen und implementiert werden kann.

»Kunst hat das Potential außerhalb festgelegter Denkmuster zu agieren, das ist eine Grundvoraussetzung für Innovation und die Gestaltung tiefgreifender Veränderungen. (…) Ich bin zutiefst der Überzeugung, dass wir in der Kunst etwas suchen – und manchmal auch finden –, das aus unserer Gesellschaft verdrängt wird. Konkret meine ich das freie künstlerische Imaginieren und Entwerfen, das jenseits von vorgegebenen Richtlinien stattfindet, also von Vorgaben, die uns im Denken einschränken. Kunst hat den großen Vorteil, dass das Denken, Handeln und Forschen erstmal jenseits von Realisierbarkeit stattfindet.«

Noch in diesem Jahr plant die Akademie, entlang der historischen Achse zwischen dem Residenzschloss Ludwigsburg und dem Schloss Solitude ein Kunstprojekt im öffentlichen Raum zu initiieren. Können Sie ein wenig mehr über dieses Projekt und dessen Wirken in die Gesellschaft erzählen?

Der »Kulturpfad«, so der Arbeitstitel des Projekts, zielt darauf ab, dass Stipendiat*innen und externe Künstler*innen gemeinsam mit an der Solitudeallee ansässigen Menschen und Vereinen die nach wie vor physisch vorhandene historische Allee auch ideell zu einem verbindenden Element machen. Für das Projekt ist die ergebnisoffene Zusammenarbeit mit lokalen Akteur*innen von großer Bedeutung. Deswegen sind Formate wie Workshops für uns geeigneter, als das, was klassischerweise als Kunst im öffentlichen Raum bezeichnet wird. Bereits Ende letzten Jahres haben wir Vertreter*innen der umliegenden Gemeinden, Bürgerinitiativen und Hochschulen zu Round-Table-Diskussionen eingeladen, bei denen das Projekt auf große Zustimmung stieß. Sie unterstützen unser Vorhaben, in einem gemeinsamen schöpferischen Prozess, einzelne Stationen entlang der historische Achse zu bespielen. Bisher haben schon viele an der Achse angesiedelte Gruppen und Institutionen wie Chloroplast e.V. und die Gemeinde Stammheim konkretes Interesse an dem Projekt geäußert. Insgesamt geht es vor allem darum, einerseits stärkere Sichtbarkeit für Arbeiten von Stipendiat*innen zu erzielen und somit neue Zugänge zur Kunst zu schaffen und zum anderen gemeinsam mit den umliegenden Gemeinden eine Reaktivierung der historischen Achse als „Kulturpfad“ vorzunehmen.  

Sie haben bereits im Vorfeld dieses Gesprächs erwähnt, dass Sie sich sowohl beim »Kulturpfad« als auch für das Programm der Akademie im Allgemeinen eine stärkere Zusammenarbeit mit Jugendlichen wünschen. Können Sie erläutern, was Sie gerade an dieser Altersgruppe interessiert? Mir scheint, dass wir damit auch wieder zu unserem Ausgangspunkt zurückkommen werden, nämlich dem Thema Transformation.

Ich bin zutiefst der Überzeugung, dass wir in der Kunst etwas suchen – und manchmal auch finden –, das aus unserer Gesellschaft verdrängt wird. Konkret meine ich das freie künstlerische Imaginieren und Entwerfen, das jenseits von vorgegebenen Richtlinien stattfindet, also von Vorgaben, die uns im Denken einschränken. Kunst hat den großen Vorteil, dass das Denken, Handeln und Forschen erstmal jenseits von Realisierbarkeit stattfindet. An dieser Stelle kommen die Jugendlichen ins Spiel. Wie in keinem anderen Lebensabschnitt geht es in der Pubertät darum, sich auszuprobieren und Grenzen zu überschreiten. Antropologisch gesehen entwickeln sich Gesellschaften nur weiter, wenn sie den Heranwachsenden genug Raum geben. Pubertät könnte man auch als Potenzial für Veränderung übersetzen. Denn Veränderung kann nur geschehen, wenn wir das, was uns eingrenzt, hinter uns lassen und nicht alles schon gedanklich vorwegnehmen.

Menschen im jugendlichen Alter und Künstler*innen eint diesbezüglich etwas und das möchte ich gern zusammenführen. Als ersten Schritt in diese Richtung habe ich an der Akademie einen Think Tank für Jugendliche gegründet, dessen Aktivitäten in der Zukunft weiter ausgebaut werden.

Können Sie schon etwas zu der Jubiläums-Vortragsreihe verraten, die ab Juli stattfinden wird?

Ich habe zu dieser Reihe ganz bewusst Denker*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen eingeladen, die mit sehr unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema »Transformation« blicken. Welche »Zutaten« sind notwendig, um Zukunft im Hinblick auf gesellschaftliches und solidarisches Zusammenleben besser zu gestalten. Zum Beispiel wird die afrobrasilianische Rechtswissenschaftlerin Denise Ferreira da Silva einen Vortrag über Social Justice und Alltagsrassismus hält. Sie stellt Fragen nach der Konstituierung von Differenz und den gewaltvollen Mechanismen, die damit einhergehen. Mit Yvonne Adhiambo Owuor, habe ich mich bewusst dafür entschieden, auch eine Schriftstellerin in die Runde aufzunehmen, die ich für ihre unbändige Kraft der Imagination bewundere. Sie ist die derzeitige Jurorin für Literatur an der Akademie Schloss Solitude.

 

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Elke aus dem Moore: »Art does have a potential for operating outside of specific patterns of thinking. This is a prerequisite for innovation and for shaping far-reaching transformations.« Photo: Kahrmann

Uns gefällt der Begriff Imagination, weil er im Grunde alles enthält, worüber wir gesprochen haben: Veränderung, Grenzen überschreiten, künstlerisches Entwerfen. Eigentlich könnte man sagen, dass Wandel ohne Imagination unmöglich ist. Denn man verfolgt immer ein Ziel, wenn man sich für Veränderung einsetzt.

Einerseits schon, aber ich möchte auch hinzufügen, dass Imagination ein solches Ziel, einen Effekt oder einen Handlungszwang eben nicht unbedingt braucht. Das finde ich äußerst wichtig. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, aber ich erlebe die aktuelle Corona-Krise insofern als kostbar, weil wir uns zum ersten Mal als Kollektiv damit konfrontiert sehen, nicht zu wissen, was kollektiv, global und planetarisch passiert. Wir werden davon profitieren, wenn wir diesen Zustand des Nicht-Wissens akzeptieren und uns auf ein kollektives Imaginieren einlassen.

Damit sind wir wieder bei der Kunst. Denn schöpferische Prozesse könnte man auch als Umgang mit Nicht-Wissen beschreiben. Man beginnt mit etwas, aber die spannenden Momente resultieren aus den Differenzen oder einem Abweichen vom Plan. Als Künstler*in muss man für diese Momente offen sein.

Oder beim Waldspaziergang. Es ist medizinisch erforscht, dass ein Spaziergang im Wald der beste Blutdrucksenker ist. Warum ist das so? Warum ist der Wald der beste Lehrer und der beste Arzt? Weil wir uns in der Natur selbst wahrnehmen, sobald wir in sie eintreten. Damit wären wir wieder beim Getrenntsein und der Isolation, die nicht nur unsere Beziehungen zu anderen Menschen, sondern auch zu anderen Lebewesen und Dingen betrifft. Gehen wir in den Wald, verlassen wir eine uns vertraute Sphäre, in der wir uns aufteilen in ein Ich und Du. Oder in ein Ich und der Computer, oder ein Ich und die Gesellschaft. Natürlich ist der Wald nach wie vor als Gegenüber da – und trotzdem: wir atmen die gleiche Luft und so stellt sich ein Erleben von Einheit ein. Dieses Gefühl ermöglicht es uns wieder anders zu denken, und unser Denken schrittweise zu transformieren.

 

Das Interview wurde von Sebastian Schneider und Denise Helene Sumi geführt.

Akademie Schloss Solitude - 30 Jahre Akademie Schloss Solitude – Über transformatives Potenzial, Imagination und künstlerische Praxis

Artistic interventions on the flags in front of the main building of the Akademie by Erre Erre (Ricardo Reis), Solitude Mikro-Sommerfestival 2020, Photo: Elke aus dem Moore