Subaltern Mutations for the Algorithmic Age
Vishal Kumaraswamy / Bangalore, India
Mutations are often understood as a process of change or transformation, but their scope exceeds the simple advancement or restructuring of a specific area. Mutations are interlocking processes with unpredictable consequences: Loss of control and irreversibility are essential aspects, yet also inscribed in them are spontaneity, diversity, and hybridity. The interplay of these properties is key: The challenges facing the world’s population today, first and foremost rapid climate change, can be discussed with the help of the concept of mutations and their various mechanisms. Mutations have the potential to generate a simultaneous mix of unease and optimism, particularly in the context of concomitant social structural change.
Daniela Leykam, KfW Stiftung — Jun 14, 2021
In response to this ambivalence created by a sense of crisis and the euphoria of change, the KfW Stiftung and Akademie Schloss Solitude invited seven independent fellows to collaborate as a group for nine months under the guiding theme »Mutations,« tasked with addressing the contexts and questions raised by the ecological and social crisis experienced by globalized society. Their professional backgrounds range from the visual arts, music, architecture, and media to philosophy and life science. Through the implementation of a collaborative residency program with a specific thematic focus, strands of knowledge can be interlinked differently than in programs with an impact predominantly on the individual development. The group encounter produces a new network of ideas, with the combination of artistic and scientific research approaches as well as transdisciplinary methods constituting essential tools within this process. The visualization of data sets can result in a musical composition and represent a scientifically biological insight, while unexpected localities emerge during exchanges on the subject of methodological argumentation. In short, a deeper engagement between disciplines emerges. Unanticipated parallels can thus materialize via such a platform as represented by the »Mutations« program; new insights can be advanced and something constructively set against the sense of crisis within the present.
The program is co-designed by the group itself and thus continuously assumes new forms: A reading group, a public lecture series, an online platform, an exhibition. Thus, this publication is also only one module – a »trans-form« – and as such part of the program’s mobile mosaic structure. It should be read in direct connection with it. »Mutations« acts as a kaleidoscopic lens: Contexts are constantly formed into new patterns. The goal of the program also lies in this movement itself, in the mechanism of mutation from which knowledge emerges.
The globalized present always demands a global perspective. It follows that, for the collaborative platform, the diversity of inquiring and questioning perspectives is key. The seven fellows thus contribute different regional and academic knowledge systems which exceed those predominating in the globe’s westernized North. At the same time, the knowledge network created by the group collaboration is constantly expanding via mentors and their varied expertise as well as the numerous external guests who continuously enrich and kaleidoscopically develop the program with input and ideas. Consequently, »Mutations« constitutes a diagnosis of the present and a theme, but also a method.
A program that is as comprehensive as it is process-oriented is created by the people who implement and form it: Particular thanks go to the group of fellows, who have shaped so many forms of encounter in times marked by distance. The support of the selection committee and mentors enhanced the process immensely, as did the contributions of all the co-participants from different parts of the world. Neo Muyanga deserves particular thanks for his foresight in terms of the topics covered. The program was facilitated and fundamentally shaped by Elke aus dem Moore. We thus extend a special thanks for her valuable collaboration, as well as to Rose Field, who steered this dialog and contributed important content. Louisa Schmitt and the entire team at Akademie Schloss Solitude ensured the success of this project in many different ways. Denise Sumi also provided significant support in the creation of this publication. We would like to express our sincere and heartfelt thanks to all of them for their efforts.
Mutationen werden häufig als Veränderung oder Transformation verstanden – doch beschreibt die einfache Weiterentwicklung oder Umgestaltung eines Bereichs noch keine Mutation. Mutationen sind ineinandergreifende Prozesse mit unvorhersehbaren Folgen: Kontrollverlust und Irreversibilität sind wesentliche Aspekte, aber auch Spontaneität, Vielfalt und Hybridität sind ihnen eingeschrieben. Das Zusammenspiel dieser Eigenschaften ist zentral: Die Herausforderungen, vor denen die Weltbevölkerung heute steht, allen voran der rasante Klimawandel, lassen sich mit Hilfe des Begriffs Mutationen und dessen Mechanismen diskutieren. Gerade vor dem Hintergrund des damit einhergehenden gesellschaftlichen Strukturwandels erzeugen Mutationen Unbehagen und Optimismus zugleich.
In Reaktion auf diese Ambivalenz zwischen Krisenempfinden und Aufbruchseuphorie hat die KfW Stiftung gemeinsam mit der Akademie Schloss Solitude sieben unabhängige Stipendiat*innen eingeladen, für neun Monate als Gruppe im Rahmen des Leitthemas »Mutationen« den Zusammenhängen und Fragestellungen der ökologischen und sozialen Krise der globalisierten Gesellschaft zu begegnen. Die fachlichen Hintergründe reichen von Bildender Kunst, Musik, Architektur und Medien über Philosophie bis zu Life Science. Durch die thematische Setzung eines solchen kollaborativen Residenzprogramms werden Wissensstränge anders verknüpft als in Individualförderprogrammen. Aus der Gruppenbegegnung wächst ein neues Ideengeflecht.
Das Aufeinandertreffen von künstlerischen und wissenschaftlichen Forschungsansätzen sowie transdisziplinären Methoden sind dafür wesentliche Werkzeuge: Die Visualisierung von Datenmengen kann in einer musikalischen Komposition münden und eine wissenschaftliche Erkenntnis im Bereich der Biologie darstellen – im Austausch über methodische Abwägungen entstehen inhaltlich unerwartete Nachbarschaften. Es entsteht eine tiefergehende Auseinandersetzung zwischen den Disziplinen. Über die Plattform, wie sie das Programm »Mutationen« darstellt, kann auf diese Weise unvorhersehbares Wissen entstehen, neue Erkenntnisse befördert und dem Krisenempfinden der Gegenwart konstruktiv etwas entgegengesetzt werden.
Das Programm wird dabei von der Gruppe selbst mitgestaltet und nimmt so immer wieder neue Formen an: Ein Lesezirkel, eine öffentliche Vortragsreihe, eine Online-Plattform, eine Ausstellung. So ist auch diese Publikation nur ein Modul – eine »Trans-Form« – und als solche Teil der beweglichen Mosaikstruktur des Programms. Sie muss in unmittelbarer Verbundenheit dazu gelesen werden. »Mutationen« agiert als kaleidoskopische Linse: Zusammenhänge werden stetig zu neuen Mustern geformt. Das Ziel des Programms liegt auch in dieser Bewegung selbst, im Mechanismus der Mutation, aus der Wissen entsteht.
Die globalisierte Gegenwart fordert immer auch eine globale Perspektive. Für die Kollaborationsplattform ist deshalb die Diversität der forschend nachfragenden Perspektiven zentral. So bringen die sieben Stipendiat*innen verschiedene regionale und akademische Wissenssysteme ein, die über den westlich geprägten Norden des Globus hinausgehen. Gleichzeitig erweitert sich das Wissensnetz der Gruppenkollaboration stetig: durch Mentor*innen und ihre diversen Expertisen sowie die zahlreichen externen Gäste, die das Programm mit Input und Ideen kontinuierlich bereichern und kaleidoskopisch weiterentwickeln. »Mutationen«, das ist also Gegenwartsdiagnose, Thema und Methode zugleich.
Ein so umfassendes wie prozessorientiertes Programm entsteht durch die Menschen, die es umsetzen und formen: Ein besonders großer Dank gilt der Gruppe der Stipendiat*innen, die in von Distanz geprägten Zeiten so zahlreiche Formen der Begegnung gestaltet hat. Die Unterstützung durch die Auswahlkommission und Mentor*innen war dafür eine herausragende Bereicherung, ebenso wie die Beiträge aller Mitdiskutant*innen aus verschiedenen Teilen der Welt. Neo Muyanga ist für die Weitsicht der Themensetzung zu danken. Ermöglicht und wesentlich gestaltet wurde das Programm durch Elke aus dem Moore. Für die wertvolle Zusammenarbeit ist ihr zu danken, ebenso wie Rose Field, die diesen Dialog gesteuert und inhaltlich begleitet hat. Louisa Schmitt und das ganze Team der Akademie Schloss Solitude haben in vielen Schritten zum Gelingen beigetragen. Denise Sumi hat die Entstehung dieser Publikation maßgeblich unterstützt. Ihnen allen gilt ein besonders großer und herzlicher Dank für die Zusammenarbeit.
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