Dez 18, 2020
Zwei Residenz-Stipendien des Produktionszentrums Tanz + Performance e.V. und der Akademie Schloss Solitude wurden im Rahmen von TANZPAKT Stuttgart vergeben
Carlos Monroy »Museu do Lambada«. Foto: Everton Ballardin
Im Rahmen von TANZPAKT Stuttgart, einer Initiative des Kulturamtes der Landeshauptstadt Stuttgart, hat das Produktionszentrum Tanz + Performance in Kooperation mit der Akademie Schloss Solitude zum zweiten Mal zwei Residenz-Stipendien an zeitgenössische Tänzer*innen und Performer*innen vergeben, die nicht im Regierungsbezirk Stuttgart künstlerisch tätig sind. Die Jury wählte aus 179 internationalen Bewerbungen aus 47 Ländern die Tänzerin und Choreografin Rósa Ómarsdóttir (Island/Belgien) und den Performancekünstler Carlos Monroy (Kolumbien/Brasilien) für ein Stipendium aus.
Das Stipendium soll die Vernetzung und Zusammenarbeit in der freischaffenden Tanzszene Stuttgart verbessern und den Stipendiat*innen die Arbeit an der eigenen choreografischen Praxis ermöglichen. Im Rahmen des Stipendiums soll Raum für Recherche, Forschung und künstlerische Produktion geschaffen werden.
Die international arbeitende isländische Tänzerin und Choreografin Rósa Ómarsdóttir wurde bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichnet. Sie lebt in Brüssel und leitet dort das Forschungsprojekt »Secondhand Knowledge«, das sich auf periphere Tanzgemeinschaften, deren Beziehung zur Tanzgeschichte sowie zu Wissen aus zweiter Hand konzentriert. Als Begründung zur Vergabe des Stipendiums an Rósa Ómarsdóttir schreibt die Jury: »Rósa Ómarsdóttir macht in ihrem Werk das Thema Ökologie sinnlich erfahrbar. Auf der Bühne kreiert sie Ökosysteme, in denen Körper, Sound und Bühnenelemente aus Naturmaterialien (wie beispielsweise Holz, Salz und Wasser) in Abhängigkeit voneinander agieren und reagieren. Während ihrer Residenz in Stuttgart wird sie die verschiedenen Bereiche ihrer choreografischen Praxis in den Medien Installation, Konzert und Performance tiefergehend untersuchen, wobei vor allem die Arbeit mit Stuttgarter Tänzer*innen an einer mehrstündigen Gruppenperformance im Mittelpunkt stehen soll. Dies zusammen mit der Eindringlichkeit, Konzentration und Sinnlichkeit ihrer Arbeit sowie der Ernsthaftigkeit des Anliegens und dem Wunsch nach tiefer Durchdringung und Reflexion der Methodik haben die Jury überzeugt.«
Rósa Ómarsdóttir wird 2021 für sechs Monate Stipendiatin im Rahmen von Tanzpakt Stuttgart sein.
Rósa Ómarsdóttir. Foto: Hákon Pálsson
Carlos Monroy. Foto: Marcelo Amorim
Der kolumbianische Performancekünstler, Forscher und Dozent Carlos Monroy hinterfragt in seiner Arbeit die Grenzen zwischen den sogenannten Repertoires der Hoch-, Populär- und Massenkultur, mit dem Ziel, andauernde koloniale Machtstrukturen aufzudecken. Seit 2006 lebt er in São Paulo/Brasilien. Die Jury schreibt zur Stipendienvergabe an Carlos Monroy: »Carlos Monroys Arbeit beruht auf Strategien der Aneignung. Er untersucht den Einfluss des kolonialen Transits, der über Jahrhunderte hinweg etabliert wurde auf lokale und globale Identitäten und enthüllt die subtile Beziehung zwischen Tradition, dem Verhalten des Körpers und dem Kapitalismus sowie die Auswirkungen des heutigen Kolonialismus. Carlos Monroy wird im Rahmen seines Stipendiums die historische Dämonologie sowie die bis ins 13.
Jahrhundert zurückgehenden Ursprünge der Alemannischen Fasnet erforschen. Er stellt Verbindungen zwischen alten Seekarten, der katholischen Bilderwelt und der griechischen Mythologie her und verknüpft diese mit der Umsetzung dieser Vorstellungen, die in den Karnevals von Kye-Marn in Haiti, Rio Sucio in Kolumbien, Yare in Venezuela und Pancuartamo in Peru zu finden sind.
Carlos Monroy wird 2021 für sechs Monate Stipendiat im Rahmen von TANZPAKT Stuttgart sein.
Die beiden Stipendiat*innen erhalten ein monatliches Stipendium von 1200 Euro sowie Produktionsmittel von 3500 Euro. Beide Stipendiat*innen leben während ihres Aufenthalts an der Akademie Schloss Solitude mit der Möglichkeit zur Nutzung eines Probensaals im Produktionszentrum Tanz + Performance. Sie können außerdem das wöchentliche Profitraining im Produktionszentrum leiten bzw. an diesem und an Workshops teilnehmen.
Am Ende jedes Residenzaufenthaltes werden die Ergebnisse in einem von den Stipendiat*innen selbst gewählten Format präsentiert. Die Teilnahme an eventuell stattfindenden Festivals wird ebenfalls angeboten (wie beispielsweise »SEEDS Dance Laboratory« im September 2021).
Die Jury bestand aus Elke aus dem Moore (Direktorin der Akademie Schloss Solitude), Isabell Ohst (Geschäftsführerin des Produktionszentrum Tanz und Performance e.V.), Ash Bulayev (Kurator, Künstler und Direktor des Onassis Residenzprogramms in Athen), sowie Karin Kirchhoff (Kuratorin des Festivals Tanz! Heilbronn am Theater Heilbronn).
Eine Kooperation von Akademie Schloss Solitude und Produktionszentrum Tanz + Performance im Rahmen von TANZPAKT Stuttgart. Das Bündnis von Kulturamt der Landeshauptstadt Stuttgart, Akademie Schloss Solitude, Freie Tanz- und Theaterszene Stuttgart, Musik der Jahrhunderte, Produktionszentrum Tanz und Performance und Theater Rampe etabliert nachhaltig angelegte Strukturen für den kontinuierlichen internationalen Austausch zu künstlerischer Produktion auf höchstem Niveau und erweitert qualitativ das Netzwerk der Tanzakteure Stuttgarts.
Gefördert von TANZPAKT Stadt-Land-Bund aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien sowie dem Sonderprogramm »NEUSTART KULTUR« (BKM) und der Landeshauptstadt Stuttgart.
in News erwähnt
Design: Stegmeyer Fischer Creative Studio
Aug 19, 2024
Neue Stipendiat*innen für die Jahre 2024–2026 ausgewählt
Covermotiv: Iannis Xenaxis, study for Polytope de Cluny (light trajectory diagrams), c. 1972. With kind permission by les Amis de Xenakis. All rights reserved. For the cover, the original drawing was processed by Beton.