Nov 25, 2024

Simoné Goldschmidt-Lechner gewinnt Hamburger Literaturpreis

Aus 235 anonymisierten Bewerbungen für Literatur, 28 Comic-Projekten und 13 literarischen Übersetzungen kürte eine unabhängige Jury für die diesjährigen Hamburger Literaturpreise Simoné Goldschmidt-Lechners Novelle Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen) in der Kategorie Buch des Jahres. Die Akademie Schloss Solitude freut sich mit der aktuellen Stipendiatin (Praxisfeld Textuell) und gratuliert ihr recht herzlich zu diesem Preis!

Die Hamburger Literaturpreise sind mit jeweils 8.000 Euro dotiert. Auf Einladung findet am Montag, 9. Dezember um 19 Uhr im Literaturhaus Hamburg die Preisverleihung mit Live-Übertragung statt. Eine öffentliche Lesung der Preisträger*innen gibt es im Februar 2025.

»Die Hamburger Literaturpreise machen das nahende Jahresende stets zu einem literarischen Highlight«, sagt Dr. Carsten Brosda, Senator für Kultur und Medien in Hamburg. In diesem Jahrgang gäbe es herausfordernde, humorvolle, aber auch provokante Texte zu entdecken.

Am Dienstag, den 10. Dezember 2024 um 19:30 Uhr stellt Simoné Goldschmidt-Lechner ihr Buch im LCB – Literarisches Colloquium Berlin vor.

Über die Novelle
Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen) erschien am 2. Mai 2024 bei Rohstoff, einem Verlagsprojekt von Matthes & Seitz. Auf 144 Seiten erzählt Goldschmidt-Lechner in einer deutsch-englischen Version das Schicksal von Rahel.

Rahel muss eine Vergewaltigung anzeigen. Aber wie kann sie der Polizei vertrauen, die sie mit Gewalt gegen sich und ihre Umgebung in Verbindung bringt? Ich kann dich noch sehen (an diesen Tagen) stellt die Frage, wer von staatlichen Institutionen Hilfe erwarten kann und wer nicht, wer als »gutes« Opfer gilt und wer als »glaubhafter« Täter und wie mit Taten, die gleichzeitig so intim und doch so öffentlich sind, umgegangen werden kann. Ein roher, ungeschönter Blick auf die Intersektionen zwischen Herkunft, Weiblichkeit und struktureller Ausgrenzung und ein Versuch, Worte für Unsagbares zu finden.

Armin Djamali schreibt in seiner Buchrezension für das #Vorzeichen-Projekt des Goethe-Institus: »SGL begeistert mit ihrer Novelle, denn sie schafft es, die ernsten Themen von sexualisierter Gewalt und rassistischer Polizeibrutalität in eine kurze Erzählung zu bringen und beidem gerecht zu werden, dabei noch zentrale Fragen nach Formen von Widerstand und Schuld zu stellen. Der Text kritisiert die Tendenz der Gesellschaft, marginalisierten Betroffenen die Schuld an der Gewalt an ihren Körpern zuzuweisen und ist eine Rückgesinnung auf das Wesentliche: Siblinghood

Die in Süddeutschland geborene Schriftstellerin, Übersetzerin und interdisziplinäre Künstlerin Simoné Goldschmidt-Lechner lebt in Hamburg und schreibt seit 2018. Ihr erster Roman, Messer Zungen, ist im Juli 2022 bei Matthes & Seitz, Berlin/Deutschland erschienen. Ein Videospiel zum Roman befindet sich in der Entwicklung.
Seit einiger Zeit arbeitet sie mit Komponist*innen und Musiker*innen aus Hamburg und Berlin an interdisziplinären Projekten, die Literatur und Neue Musik verbinden. Sie ist Mitherausgeberin des Literaturmagazins process*in, Mitorganisatorin eines Writers’ Room für (queere) BIPOC-Jugendliche und im Rahmen des Filmkollektivs Jünglinge organisierte sie das Online-Release-Festival für den Film NO HARD FEELINGS/FUTUR 3 (Regie: Faraz Shariat).