Okt 12, 2017

Platform 12 | Dialog zwischen Forschung und Kunst

Eine Zusammenarbeit von Robert Bosch GmbH, Akademie Schloss Solitude und Wimmelforschung

Die rund 1 000 Quadratmeter große Experimentalfläche dient den Forschern von Bosch in Renningen als Ort, an dem sie neue Ideen entwickeln können – disziplinübergreifend und unabhängig von der Organisationsstruktur des Unternehmens oder dem Arbeitsalltag im Büro und Labor. Das Besondere an Platform 12 ist jedoch der Austausch mit Künstlern. Das Ziel der drei Partner Robert Bosch GmbH, Akademie Schloss Solitude und Wimmelforschung ist es, durch den Austausch von Forschung und Kunst eine neue Form der Innovationskultur zu etablieren.


Renningen – Von Platform 12 im zwölften Stockwerk des Zentralgebäudes reicht der Blick weit über das Gelände des Bosch-Forschungscampus in Renningen bei Stuttgart. Die rund 1 000 Quadratmeter große Experimentalfläche dient den Forschern als Ort, an dem sie neue Ideen entwickeln können – disziplinübergreifend und unabhängig von der Organisationsstruktur des Unternehmens oder dem Arbeitsalltag im Büro und Labor. Das Besondere an Platform 12 ist jedoch der Austausch mit Künstlern. Das Ziel der drei Partner Robert Bosch GmbH, Akademie Schloss Solitude und Wimmelforschung ist es, durch den Austausch von Forschung und Kunst eine neue Form der Innovationskultur zu etablieren.

Dr. Birgit Thoben ist als Innovationsmanagerin im Bereich Forschung und Vorausentwicklung der Robert Bosch GmbH auch für die Entstehung von Platform 12 verantwortlich. Für sie ist die frühe Phase im Innovationsprozess entscheidend: »Freiraum ist die Voraussetzung dafür, dass Innovationen entstehen. Im besten Fall kommen die Forscher in Platform 12 auf Ideen, nach denen sie gar nicht gesucht haben.« Platform 12 unterstützt diesen Prozess der frühen Ideengenerierung, indem sie auf unterschiedliche Art und Weise Impulse setzt und dazu inspiriert, die Perspektive zu wechseln. Darüber hinaus bietet sie vielfältige Möglichkeiten, erste Ideen mit Hilfe von verschiedensten Materialien und Werkzeugen umzusetzen und sich spontan mit Experten anderer Disziplinen auszutauschen. Neben einer Bibliothek, dem »Think Tank«, sowie Räumlichkeiten für Innovations-Workshops, ist der markanteste Raum die »Base«.

Entwickelt und gestaltet wurden der Raum und seine inhaltliche Ausrichtung von dem Künstlerduo Wimmelforschung, Maren Geers und Thomas Drescher, in enger Zusammenarbeit mit Birgit Thoben. Der Raum ist bewusst als Kontrapunkt zur Arbeitsumgebung in den Büros und Laboren gestaltet, unter anderem mit künstlerischen Elementen, die irritieren und zur Reflexion anregen, sowie Einzelstücken aus der Bosch-Historie, wie zum Beispiel einer Werkbank aus dem ersten Bosch-Werk in Stuttgart-Feuerbach. Die Gestaltung und Funktionsweise des Raumes unterwandern vorhandene Strukturen und schaffen so einen Freiraum, der nicht nur als Ideen- und Inspirationsquelle dient, sondern auch als ein Ort, der Fragen hervorbringt. »Wir verstehen Platform 12 nicht nur als physisch gestalteten Raum, sondern als eine Umgebung, die eine kritische Reflexion der vorgefundenen Realität anstößt«, fasst Thomas Drescher, vom Künstlerduo Wimmelforschung, den konzeptionellen Ansatz zusammen.

Besonderes Kennzeichen des Raums ist die kontinuierliche Anwesenheit von Künstlern. Im Rahmen des sogenannten »Wimmelforschungs-Stipendiums« arbeiten sie für jeweils drei Monate als indirekte Beobachter und Impulsgeber, um in den Austausch mit Bosch-Forschern zu gehen und an eigenen und gemeinsamen künstlerischen Projekten zu arbeiten. Vergeben und organisiert wird das Stipendium von der Akademie Schloss Solitude, in Kooperation mit der Wimmelforschung und finanziert von der Robert Bosch GmbH. Mit dem Programm art, science & business verfügt die Akademie Schloss Solitude seit 15 Jahren über umfangreiche Erfahrungen in der interdisziplinären Verbindung von Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft. Mit Platform 12 wird der Austausch zwischen diesen Bereichen nun weiterentwickelt, um sowohl der Forschung als auch der Kunst neue Denkweisen und Perspektiven außerhalb ihrer gewohnten Strukturen und Praxisfelder zu ermöglichen.

Um den experimentellen und unkonventionellen Charakter des Projekts zu beschreiben, wurde von den Partnern der Begriff »Experimental Lateral Venture« (ExLaVent) geprägt: Platform 12 ist ein Raum, der zum Querdenken anregt. Auf der einen Seite werden die Forscher durch die Präsenz der Künstler aus ihrem Arbeitsalltag herausgehoben und dazu veranlasst, sich mit ungewohnten Arbeitsstrukturen und Denkweisen auseinanderzusetzen. Die künstlerischen Positionen verhelfen den Bosch-Mitarbeitern dazu, Ideen zu reflektieren und neu zu verknüpfen. Auf der anderen Seite bewegen sich auch die Künstler außerhalb ihres normalen Arbeitskontexts und sind dazu angehalten, sich in einem fremden Umfeld zu orientieren. Die Kunst erhält so eine Wirksamkeit außerhalb des Kunstkontexts und gewinnt einen neuen Handlungsspielraum. Wichtigstes Unterscheidungsmerkmal zu herkömmlichen Artist-in-Residence-Programmen in Unternehmen ist hierbei, dass die Künstler im Laufe des Stipendiums keine Kunstwerke entwickeln, die sich auf konkrete unternehmensinterne Forschungsinhalte beziehen. Vielmehr sind die ergebnisoffene Begegnung und der Prozess des Dialogs zwischen den Künstlern und Forschern Ziel des gemeinsamen Experiments.

2017 blicken die drei Partner bereits auf zwei Jahre gemeinsamer Zusammenarbeit zwischen Kunst und Forschung zurück. Zehn Wimmelforschungs-Stipendiaten aus unterschiedlichen Disziplinen von Architektur über Bildhauerei und Medienkunst bis hin zur Klangpoesie haben schon an dem Programm teilgenommen und von dem Austausch profitiert.

»Was mich an diesem Projekt interessiert, ist, dass es wirklich ein experimentelles Setting darstellt, dessen Teil ich selbst bin. Das heißt ich reflektiere mich selbst innerhalb dieses Systems. Und das ist für mich ein ziemlich spannender Moment«, sagt die Künstlerin Sybille Neumeyer über ihre Arbeit auf Platform 12.

»Der gemeinsame Dialog bestand vor allem darin, sich darüber auszutauschen, auf welche Art Ideen verfolgt werden, die etwas ganz anderes zum Ziel haben, als das, was wir machen. Und anschließend zu überlegen, wie diese Ideen an anderer Stelle auch wieder mit unseren Ansätzen zusammengeführt werden können. Dies stellte für uns einen enormen Lernprozess dar«, fasst es Klaus Meyer, Experte für Tribologie und Pumpen im Zentralbereich Forschung und Vorausentwicklung, Robert Bosch GmbH, zusammen.

Eine Auswahl der aktuellen künstlerischen Ergebnisse sowie ein ausführliches Interview zur Entstehung der Platform 12 mit Birgit Thoben und dem Künstlerduo Wimmelforschung, Thomas Drescher und Maren Geers, sind unter folgenden Links einzusehen:

Kinga Tóth »Living Text Bodies«: https://vimeo.com/222684550
Isabel Zintl »Nachdenken über neue Freiräume in Stuttgart West«:https://vimeo.com/222436049
Ursula Achternkamp »Auswildern«: https://vimeo.com/222203720
Jol Thomson »Deep Time Machine Learning«: https://vimeo.com/228557512
Interview: https://schloss-post.com/the-art-of-wimmelresearch/

Platform 12 basiert auf der Zusammenarbeit dreier Partner:

Die Akademie Schloss Solitude ist ein internationales Artist-in-Residence-Programm, das ein Netzwerk der globalen Kunstwelt darstellt. Seit 1990 fördert die Akademie Künstlerinnen und Künstler in den Disziplinen Architektur, Bildende Kunst, Darstellende Kunst, Design, Literatur, Musik/Klang sowie Zeitbasierte Medien und seit 2016 Webbasierte Medien durch Wohn- und Arbeitsstipendien. Mit dem Programm art, science & business wird seit 2002 der Dialog zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Kunst und Philosophie gefördert.

Das Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung der Robert Bosch GmbH ist Knotenpunkt des internationalen Forschungs- und Entwicklungsverbundes der Bosch-Gruppe und fördert als zukunftsweisendes Arbeitsumfeld Kreativität und Zusammenarbeit. Auf dem Forschungscampus in Renningen bei Stuttgart werden durch die Vernetzung technischer und naturwissenschaftlicher Disziplinen neue Technologien erforscht und innovative Fertigungsprozesse entwickelt.

Die Wimmelforschung ist ein künstlerisches Unternehmen, das 2013 von den Bühnenbildnern und Konzeptkünstlern Maren Geers und Thomas Drescher in Berlin gegründet wurde. Sie unterstützen und begleiten Organisationen aus Wirtschaft und Gesellschaft bei experimentellen, zukunftsbildenden Prozessen und nichttechnischen Innovationen. Mit ihrer künstlerischen Arbeit initiieren sie Strategien und Prozesse, die etablierte Sichtweisen und Strukturen kritisch hinterfragen und einen Zugang zu neuen, noch unbekannten Möglichkeitsräumen eröffnen.

Pressekontakt:

Akademie Schloss Solitude:
Angela Butterstein, Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Tel. +49 (0)711-99619-471, E-Mail: ab@akademie-solitude.de

Robert Bosch GmbH:
Alexandra Albrecht, Standortkommunikation Forschungscampus Renningen
Tel. +49 711 811 35808, E-Mail: alexandra.albrecht@de.bosch.com

Wimmelforschung:
Thomas Drescher, Mitbegründer Wimmelforschung
​Tel.: +49 (0) 176 64122900, drescherthomas@gmx.de