März 20, 2025

Patrizia Bach gewinnt Kunst-am-Bau-Wettbewerb

Projektentwurf »Trotzdem küsse ich deine Nasenspitze« © Patrizia Bach

Mit ihrer zweiteiligen Arbeit Trotzdem küsse ich deine Nasenspitze hat die ehemalige Solitude-Stipendiatin Patrizia Bach einen Kunst-am-Bau-Wettbewerb für das Foyer des Elisabeth-Selbert-Hauses in Berlin Unter den Linden gewonnen.

Der durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) ausgeschriebene Wettbewerb sieht die Realisierung der Arbeit in einem neuen Bürogebäude für die Verwaltung des Deutschen Bundestages, dem Elisabeth-Selbert-Haus, vor. Nach der geplanten Fertigstellung und Übergabe des Gebäudes an den Deutschen Bundestag im Jahr 2027, soll sich Patrizia Bachs Wandzeichnung über die gesamte Wand des Foyers erstrecken.

In ihrer Arbeit, die in enger Zusammenarbeit mit der Robert-Havemann-Gesellschaft–Archiv der DDR-Opposition entstand, beschäftigt sich die Künstlerin mit der Geschichte der unabhängigen Frauenbewegung in der DDR. Das Ergebnis der intensiven Recherche des Archivmaterials sind 260 einzelne Zeichnungen, die von Fotografien und Samisdat-Publikationen aus den Beständen, wie GrauZone, inspiriert sind. Ergänzt wird die Arbeit durch einen QR-Code, über den Besuchende auf die eigens dafür programmierte Online-Publikation zugreifen können. Diese soll den Betrachter*innen durch eine KI-Bilderkennung ermöglichen, die Geschichten hinter den Zeichnungen, in Form von Zitaten, Texten und Archivmaterial, zu entdecken.

Als besonders interessant hebt das Preisgericht in ihrer Beurteilung den prozessualen Ansatz des Werkes hervor: Per Hand mit einem Polychromos-Stift aufgetragen, entstehen neben den Detailzeichnungen, die bewusst abstrakt und fragmentarisch bleiben, Hand- und Fingerspuren, die an die nächtlichen Druckaktionen von Flyern und Samisdats auf den Matrizendruckmaschinen erinnern, die die Kirchen den Frauen nicht ohne Risiko bereitstellten und die die Frauen mit eingefärbten Fingern verließen und sich dabei oft selbst auf den Drucken verewigten. Indem die Zeichnungen nicht fixiert werden, können diese gleichsam auf die Besuchenden abfärben.

Auf ihrer Website schreibt Patrizia Bach: »This work is dedicated to the courage and perseverance of all the women involved, whose great actions irrevocably changed their own lives and who were often punished with deprivation of liberty, state surveillance and banishment.« (Die Arbeit ist den mutigen Frauen gewidmet, deren Engagement ihr eigenes Leben unumkehrbar veränderte und die oft mit Freiheitsentzug, staatlicher Überwachung und Exil bestraft wurden.)

Patrizia Bach (Solitude-Stipendiatin 2018/2019 in der Disziplin Bildende Kunst) lebt und arbeitet in Berlin und Istanbul. Ihr künstlerisches Hauptmedium ist die Zeichnung, während die Themen Archivieren, Sammeln und Ordnen, sowie Großstadt als Erinnerungsspeicher die Hauptinteressen ihrer künstlerischen Arbeiten bilden, die sie meist über mehrere Jahre entwickelt.

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