Die Akademie Schloss Solitude freut sich, auf eine Veranstaltung des Heizhaus / PSR, Uferstudios Berlin und des FWT Köln hinzuweisen, bei der gleich mehrere ehemalige Stipendiat*innen mitwirken: Die Dramaturgie der szenischen Installation »Chöre des Spekulativen« stammt von Dirk Baumann (Marie-Zimmermann-Stipendiat, Dezember 2019 und August 2020); ein Text zu Antigone von Ebru Nihan Celkan (Jean-Jacques-Rousseau-Stipendiatin, Januar bis März 2019).
Die Online-Premiere ist geplant für den 23. April 2021, 19 Uhr. Sie wird auf der Website des Heizhaus/PSR gezeigt und wird kostenfrei sein. Eine Anmeldung ist nicht nötig.
Was hätte der Chor heute zu sagen?
Im antiken Drama war der Chor zentrales Element auf dem Theater – in Dramen und Aufführungen fand er seinen Platz meist zwischen den Protagonist*innen und dem Publikum. Mit der Entwicklung des Theaters der Neuzeit verschwand er von den Bühnen und mit ihm die Stimme, die kommentierte, und kontextualisierte oder – wie Roland Barthes schreibt – das »fragende Element«.
Chöre des Spekulativen stellt die Frage, was der Chor zu den Texten und Szenen der Neuzeit zu sagen, wie er sich zu ihnen verhalten hätte, wäre er nicht von ihnen ausgeschlossen worden: Wie hätte er sich positioniert zum Theater des Barock, zum Theater der Aufklärung, wie zum Theater der Nachkriegszeit? Wie hätte er diese Szenerien, die zumeist das Individuum ins Zentrum stellten, kommentiert, wie sie befragt und konterkariert, wie hätte er ihnen beigewohnt? Chöre des Spekulativen lädt ein zur Begegnung mit einem Chor, der sich spekulativ-retrospektiv, wesentlichen Stationen der Theatergeschichte annähert. Zugleich stellt das Projekt die Frage, wie eine heutig relevante Form des Chorischen aussehen kann: Ist der Chor immer eine Einheit oder kann er nicht viel eher diverse Positionen und Perspektiven in sich vereinen?
Der Fokus liegt dabei auf Perspektiven der Gegenwart, acht Autor*innen aus Jordanien, Brasilien, China, der Türkei, Marokko, Burkina Faso, Griechenland und Deutschland perspektivieren ausgewählte Texte neu und erschaffen eine dekoloniale Perspektive auf das, was wir als den ›westlichen Kanon‹ bezeichnen.
Die Kamera wird in dieser Online-Variante als Zuschauer*innen-Auge agieren — das Online-Publikum kann sich so via Kamera unter die Darsteller*innen mischen.
Regie: Sebastian Blasius
Raum: Mark Lammert
Dramaturgie: Dirk Baumann
Kamera & Stream: Jan Voges
PR/Öffentlichkeitsarbeit: Yven Augustin
Assistenz: Leonie Hahn
Mit: Leonard Dick, Alexandra Finder, Fabian Hagen, Maria Helgath, Berit Jentzsch, Brigitta Schirdewahn