Neda Kovinić: Tanzperformance im National Dance Center in Bukarest

Die Tanzaufführung Moody Threads: Affective Resistance wurde kürzlich auf der Bühne des National Dance Center in Bukarest gezeigt. Sie entstand aus einer Zusammenarbeit der ehemaligen Solitude-Stipendiatin Neda Kovinić aus Serbien und den rumänischen Tänzer*innen Eliza Trefas, Georgia Elza und Sergiu Dita. Kovinić entwickelte dieses Projekt während ihres Stipendiums an der Künstlerresidenz Arc Bucharest, die Teil des Osteuropäischen Netzwerks der Akademie Schloss Solitude ist.

Das Projekt von Neda Kovinić taucht in das interdisziplinäre Feld der Affekttheorie ein und untersucht den Unterschied zwischen Affekt – vorbewusste, viszerale Reaktionen auf Reize – und Emotion, dem sozial konstruierten Ausdruck dieser Reaktionen. Die These der Arbeit ist, dass körperliche Erfahrungen in bestimmten Räumen Reaktionen hervorrufen können, die über rationales Denken hinausgehen und fruchtbaren Boden für Widerstand gegen normative Strukturen bieten. Der Forschungsprozess umfasste Tanzübungen, die in öffentlichen Proben im House of the Free Press (1957) gipfelten, einem Gebäude, das emblematisch für Ceaușescus Diktatur steht. Die Choreografie beinhaltete einen Abschnitt, der sich auf die kollektiven Massentänze slet des ehemaligen Jugoslawiens bezog, sowie einen weiteren, der vom ikonischen Tanzstück Genesis, des berühmten rumänischen Choreografen Miriam Rădăcanu, inspiriert war.

Dieses Projekt entsteht in einer Zeit tiefgreifender Unsicherheit, die von einem Aufstieg der rechten Politik geprägt ist, einschließlich der jüngsten Wahlergebnisse in Rumänien, sowie anhaltender Proteste in Serbien gegen Korruption und Polizeigewalt. Inmitten von Kriegen, humanitären Krisen und zunehmendem gesellschaftlichen Druck stellt das Projekt eine drängende Frage:
Wie reagieren tanzende Körper auf diese Lebensbedingungen?

ARC Bucharest ist seit 2022 Partnerorganisation für das Osteuropäische Netzwerk- Programm in Rumänien. Es handelt sich um ein Residenzprogrammn, das für Kurator*innen entwickelt wurde, die außerhalb Rumäniens arbeiten und leben, um die lebendige Kunstszene in Bukarest zu erforschen. ARC Bucharest verfolgt dabei das Ziel, neue Möglichkeiten und spannende Austauschprozesse sowohl für in Bukarest ansässige Künstler*innen (und darüber hinaus in Rumänien) als auch für Kunstfachleute aus der internationalen Kunstwelt zu schaffen, während gleichzeitig dauerhafte persönliche und institutionelle Beziehungen langfristig aufgebaut werden.