März 3, 2025
Das Marie-Zimmermann-Stipendium für Dramaturgie 2025 geht an Johann Otten
Johann Otten. Foto: Sara Dec
Das von Friedrich Schirmer 2008 initiierte Marie-Zimmermann-Stipendium für Dramaturgie wurde in einem mehrstufigen Auswahlverfahren vergeben. Einstimmig sprach sich die Jury in diesem Jahr für den Dramaturgen Johann Otten aus.
Im Andenken an die 2007 verstorbene Dramaturgin und Festivalmacherin Marie Zimmermann stiftete der ehemalige Intendant des Deutschen Schauspielhauses in Hamburg, Friedrich Schirmer, erstmalig im April 2008 ein Stipendium zur Förderung eines/einer Nachwuchsdramaturg*in aus der deutschsprachigen Theaterszene, welches durch die Akademie Schloss Solitude organisiert und vergeben wird. Seit 2019 wird das Marie-Zimmermann-Stipendium für Dramaturgie aus Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg finanziert. Das Stipendium richtet sich an Dramaturg*innen aus dem deutschsprachigen Raum und ist einzigartig in der Landschaft der Artist-in-Residence-Programme. Es umfasst ein Preisgeld in Höhe von 5.000 Euro und ist mit einem zweimonatigen Aufenthalt in einem möblierten Wohn-/Arbeitsstudio an der Akademie Schloss Solitude verbunden.
Für das Stipendium ging auch in diesem Jahr eine hohe Anzahl von hervorragenden Bewerbungen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum ein. Das Auswahlverfahren durch die Jury – bestehend aus Anne Fleckstein (Direktorin der Akademie Schloss Solitude, Stuttgart), Valerie Göhring (Dramaturgin am Maxim Gorki Theater, Berlin), Sarah Israel (freischaffende Dramaturgin für Darstellende Künste, München) und Dieter Ripberger (Dramaturg und Kulturmanager, Tübingen) erfolgte in zwei Stufen. In einer ersten Jurysitzung wurden fünf Kandidat*innen ausgewählt, die in einer zweiten Stufe von der Jury zu Einzelgesprächen eingeladen wurden.
Die Jury entschied sich einstimmig für den Dramaturgen Johann Otten (geboren 1991). Johann Otten studierte Kunstgeschichte, Geografie und Politikwissenschaft in Freiburg und Berlin und absolvierte einen Master in Dramaturgie an der Zürcher Kunsthochschule. Er arbeitete als Assistent für Julius von Bismarck, Julian Charrière und Andreas Greiner u. a. für die Neue Nationalgalerie und die Berlinische Galerie. Er beschäftigt sich intensiv mit der Schnittstelle von Künsten, Theater und Ökologie. Er veröffentlicht Audioreportagen, ist Teil des interdisziplinären Kollektivs Klasse Klima und davon überzeugt, dass die Künste eine entscheidende Rolle für eine klimagerechte Transformation spielen. Aktuell arbeitet er als Dramaturg mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit am Deutschen Theater in Berlin.
Als Begründung für die Vergabe des Stipendiums an Johann Otten schreibt die Jury:
»Auf einem sich erhitzenden Planeten mit knapper werdenden Ressourcen ist die Auseinandersetzung mit der Materialität erzählerischer Mittel eine immer wichtiger werdende Frage innerhalb künstlerischer Prozesse. Die Frage, wie über die Klimakrise erzählt werden kann, ist selbstverständlich keine neue. Aber eine Antwort zu finden, ist dringlicher denn je. Der junge und engagierte Dramaturg Johann Otten stellt sich dieser Frage mit unterschiedlichsten ästhetischen Mitteln und Formaten bereits seit seiner gesamten bisherigen künstlerischen Laufbahn. Ob während seines Studiums an der Zürcher Kunsthochschule oder während seiner Arbeit als Hörspiel-Regisseur in Spitzbergen: Die Auseinandersetzung mit neuen dramaturgischen Formen für die Transformationsprozesse unserer Zeit bildet stets einen Kern seiner Arbeit. An seinem aktuellen Arbeitsplatz, dem Deutschen Theater in Berlin, hat er durch den Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit ein neues Berufsprofil erschlossen, indem er an der Aushandlung künstlerischer Freiheit und Innovation bei gleichzeitiger Anerkennung materieller und personeller Ressourcen arbeitet – und setzt somit wichtige Impulse für die Zukunft der Dramaturgie.
Die Jury erkennt in der Analyse und Erforschung der Verbindung von Ökologie, Demokratie und Dramaturgie von Johann Otten zukunftsweisende Impulse für ein Nachdenken über Dramaturgie.
Herzliche Gratulation an Johann Otten zum Erhalt des diesjährigen Marie-Zimmermann-Stipendiums!«
Dokumente
Design: Stegmeyer Fischer Creative Studio
Aug 19, 2024
Neue Stipendiat*innen für die Jahre 2024–2026 ausgewählt
Covermotiv: Iannis Xenaxis, study for Polytope de Cluny (light trajectory diagrams), c. 1972. With kind permission by les Amis de Xenakis. All rights reserved. For the cover, the original drawing was processed by Beton.