Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Ausstellung in Sofia im Rahmen des Osteuropäischen Netzwerks
Ausstellungseröffnung: Freitag, 10. Oktober 2008, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 11. bis 25. Oktober 2008
Corinne May Botz, Petko Dourmana, Alicja Karska und Aleksandra Went, Dagmar Keller/Martin Wittwer, Daniel Kunle, Min Kyoung Lee, Iassen Markov, Gergely Nagy, Olof Olsson, Theo Prodromidis, Henrietta Rose-Innes und Kaiwan Mehta, Venelin Shurelov, Helene Sommer, Lisa Steele und Kim Tomczak, Kamen Stoyanov, Krassimir Terziev
Kuratiert von Margarita Dorovska und Antonia Lotz
»Stay, Stay, Stay« ist eine Ausstellung über Orte – Orte, an denen Menschen vorübergehen ohne von ihnen Notiz zu nehmen und Orte, an denen man verweilt – Erfahrungen, die sich einprägen. Einige von ihnen sind Punkte unseres täglichen Wegs, vorbeiziehende Landschaften, unbemerkt bleibende physische Präsenz. Dennoch sind sie Teil einer konstruierten Umgebung mit historischen, sozialen und kulturellen Schichten, Gegenstand von Registrierung, Reminiszenz und Erforschung. Orte im Wandel der Zeit, deren Ausrichtung durch jemandes Entscheidung geändert wird, gefangen zwischen Intentionen, zugewiesenem Zweck und Realität. Sie kommen zum Vorschein als Subjekt künstlerischer Tätigkeit, werden sichtbar und beobachtbar, schärfen die Sinne zur Wahrnehmung von Zeitspuren und der Dynamik des sozialen Raums. Und so verbleiben sie – trotz Veränderungen und physischer Erosion.
… Ein Bahnhof in Berlin; ein nicht länger existierendes Hotel in Gdansk; eine einsame Kirche in Rom, erst kürzlich gebaut um ein Viertel sozial wiederzubeleben; eine Bingohalle in der Unterführung eines Bahnhofs; eine übergroße Neonreklame aus den Mittsechziger Jahren in Sofia, um Ampeln und Verkehrspolizisten zu ersetzen sowie die Linie der Partei zu verbreiten; architekturale Landschaften aus Berlin und Vancouver; Orte, seit 1950 eingefangen und archiviert mit der Kamera eines ruhelosen Reisenden; ein tropischer Vergnügungspark, gebaut im größten Hangar der Welt auf ehemaligem sowjetischen Militärgebiet in der Nähe Berlins; Entwicklungsstandorte, zögernd zwischen Gegenwart und geplanter Zukunft, ein Ort, geeignet um Künstler und Publikum anzuziehen …
Die Ausstellung wird durch ein Begleitprogramm ergänzt, das an den zwei Tagen nach der Eröffnung und am letzten Tag der Ausstellung stattfindet. Der Ort der Ausstellung, eine Stadt, die sich eher zügig als geplant entwickelt, konfrontiert die Teilnehmer mit verschiedenen Perspektiven, Standpunkten und Erscheinungen und weckt Sensibilität und intellektuelles Engagement im Ungang mit ihrer eigenen Umgebung. Mit Performances, Gesprächsrunden, Filmvorstellungen, Diskussionen und Lesungen ist das Begleitprogramm untrennbar mit der Ausstellung verbunden. Ihren Abschluss findet sie mit der ersten öffentlichen Vorstellung eines Briefprojekts zwischen einer Schriftstellerin aus Kapstadt und einem Architekten aus Mumbai. Dieser Austausch von Bildern und Texten von und über die beiden Städte, reich an Zuneigung, Erinnerungen und Sorge, begleitet das komplette Programm und gibt ihm seinen Namen.
Der Ausstellungsort selbst ist bezeichnend – das ehemalige zentrale Sofioter Mineralbad, erbaut zu Beginn des 20. Jahrhunderts, 1986 geschlossen. Mitten im Stadtzentrum gelegen und seit mehr als 30 Jahren hinter Zäunen auf die Renovierung wartend, war es bis vor kurzem ohne zugewiesene Funktion. Lange Zeit als inoffizielle/unbemerkte (im Sinne von nicht ausgesprochen) Zuflucht für Obdachlose, ein Ort für private Partys, sporadische Kulturevents, als Filmkulisse genutzt, ist nun zu beobachten, wie die herrlichen alten Schichten mit weißen Wänden überdeckt werden, um daraus ein Historisches Museum und ein Wellness Center zu machen … Ein letztes Mal kann dieses Gebäude so gesehen werden. Zusammen mit den Arbeiten der Ausstellung können seine Geschichten von den Überbleibseln seiner Wände und Korridore gelesen werden.
Die Ausstellung ist Teil des Projekts »Opening Our Closed Shops«, das durch die Allianz Kulturstiftung gefördert wird. In diesem Projekt arbeiten fünf Partnerinstitutionen in Warschau, Budapest, Bukarest, Sofia und Novi Sad interdisziplinär mit der Akademie Schloss Solitude zusammen.
Die Ausstellung wurde gemeinsam mit den Koordinatoren der Partnerorganisationen koordiniert und organisiert: Ika Sienkiewicz-Nowacka (Center for Contemporary Art, Ujazdowski Castle, Warschau), Zsofia Lorand (József Attila Krreis, Budapest), Margarita Dorovska (Interspace Media Art Center, Sofia), Zoran Pantelic (kuda.org, Novi Sad) und Antonia Lotz (Akademie Schloss Solitude, Stuttgart).
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