Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Das Schauspiel Stuttgart und die Akademie Schloss Solitude verbindet eine langjährige Zusammenarbeit. Am 3. Juni zeigen aktuelle StipendiatInnen im Nordlabor Projekte, Performances, Choreografien und vieles mehr.
Programm
18 Uhr: The People vs. The Cock of Basel
von Bambitchell (Sharlene Bamboat und Alexis Mitchell)
Der Live-Transkription eines Gerichtsverfahrens aus dem 15. Jahrhundert, in dem Anklage gegen einen eierlegenden Hahn erhoben wird, werden Bilder von Drag Queens und andere popkulturelle Referenzen gegenüber gestellt und so Politiken und Performances der »Verbrechen gegen die Natur« befragt und analysiert.
18–22 Uhr: (4 Screenings nacheinander in der Blackbox)
DCT:SYPHONING. The 1000000th (64th) interval
Film von Rosa Menkmann
DCT:SYPHONING zieht seine Inspiration aus der Novelle Flatland und erzählt die Geschichte eines Vaters, der seinen Sohn an die verschiedenen Stufen der Komprimierung heranführt. Die beiden arbeiten sich vom Dithering über Linien und Makroblocks (ihrem natürlichen, digitalen Lebensraum) vor bis in die »Zukunft« der Wavelets und Vektoren. Die Geschichte handelt von der Reaktion des Sohnes auf alte Komprimierungsverfahren, erzählt aber auch von seiner »Angst« vor neuen, komplexeren Technologien, die für ihn nicht lesbar sind. Jede »Folie« wurde in einer 3D-Umgebung hergestellt und verwendet Artefakte einer anderen Komprimierungsform. Der Text wurde mittels DCT kodiert, einer Art der »Verschlüsselung«, mit der Rosa Menkman 2015 die Crypto Design Challenge gewann.
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von Sebastian Schmieg
Only Humans Search for Meaning
Animation von Vlad Anghel und Taietzel Ticalos
Only Humans Search for Meaning ist eine Neuinterpretation von Deleuze’s Untersuchungen, die dieser im Kapitel Der Schizophrene und das kleine Mädchen in seiner Analyse Logik des Sinns vornimmt, in der er zum ersten Mal das Konzept des »Körpers ohne Organe« anspricht. In ihrer Videoarbeit verschmelzen Ticalos und Anghel 3-D Charaktere mit Ausschnitten aus Second Life und Dada-Elementen – die Animation entwickelt sich zu fragmentarischen Geständnissen.
Empire Symbol, Or A Man and His Mule
von Bambitchell (Sharlene Bamboat und Alexis Mitchell)
Empire Symbol, Or A Man and His Mule verfolgt die Spuren eines kanadischen Tierarztes, der während des zweiten Weltkriegs Maultiere von New York nach Karachi/Indien transportierte. Seine Tagebucheinträge, die Bambitchell in ihrer Videoarbeit verwenden, beleuchten nicht nur das Innenleben des Arztes, sondern zeigen, wie kanadischer Militarismus mit alltäglichen globalen Prozessen von Handel und Transport verwoben ist.
19 Uhr: Exodus – Lecture-Performance für ein geteiltes Publikum
von Li Lorian
»Vom Europa des Zweiten Weltkriegs, durch Palästina des Jahres 1948, nach Syrien im Jahre 2011, der Wüste des Gelobten Landes und einer Science Fiction Oase. Eine Reise mit einem Pappkoffer, das Mittelmeer durchquerend und Skype-Kommunikation. Aus den Augen, aus dem Sinn. Die Distanz zwischen Deutschland und Jerusalem messen mit meiner Grossmutter, Shoshana, als mein Kompass.« Li Lorian
In ihrer Skype-Performance verfolgt Li Lorian die Reisewege von Flüchtlingen und Migranten. Sie untersucht, was mit der Muttersprache passiert, wenn Menschen längere Zeit nicht in ihrem Herkunftsland leben und bezieht dabei auch historische und politische Dimensionen mit ein. So erforscht sie zum Beispiel die Auswirkungen des jüdischen Exodus aus Europa während des Zweiten Weltkriegs, des palästinensischen Exodus 1948 nach der Gründung des Staats Israel und spricht mit in Syrien geborenen Palästinensern, die bereits zum zweiten Mal flüchten.
20 Uhr: Sous Vide – musikalische Komposition in einem Kühlschrank
von Aliénor Dauchez, im Foyer
Die Musiktheater Compagnie La Cage stellt dem russischen Komponisten Dmitri Kourliandski für eine musikalische Komposition einen Kühlschrank zur Verfügung. Im Klangraum des Kühlschranks, der ebenso begrenzt wie transparent ist, tritt die Performerin Aliénor Dauchez mit der Maschine in Resonanz. Zu Kourliandskis Live-Elektronik erklingen Texte von Plato, Bataille und Ettinger, die die Beziehung zwischen Mensch und Höhle befragen.
21:15 Uhr: Je sors de nulle part, mais d’un trou obscur
Tanzperformance von Taigué Ahmed auf der Bühne
»Die Performance basiert auf dem Austausch mit Geflüchteten aus aller Welt, denen ich in den letzten Jahren durch meine Arbeiten in Deutschland, Frankreich, England, Canada und dem Tschad begegnet bin. In meinem Kopf beginnen sich ihre Geschichten, ihre Erfahrungen der Flucht zu vermischen. Ich verliere und vergesse Details, aber neue Bilder, neue Erkenntnisse treten an ihre Stelle. Ich realisiere, dass ich beginne Objekte auf einer Bühne zu sehen, die bewegt werden, platziert und ersetzt werden. Sie versetzen mich in Bewegung, und ich kann sie bewegen. Aber ich kann nicht einfach verfahren, wie es mir beliebt. Es gibt Regeln, obskure Regeln, die weder ich, noch die Objekte kennen – aber sie lenken uns und bestimmen unsere Möglichkeiten. Wie können wir die Regeln erkennen? Wie bewegen?« Taigué Ahmed
Im Anschluss Artist Talk auf der Bühne
Moderation: Jean-Baptiste Joly, Direktor Akademie Schloss Solitude
ab 22 Uhr: Musik von Elmar Mellert im Foyer
an Veranstaltung(en) beteiligt