Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
»Das Plagiat ist notwendig. Es ist im Fortschritt inbegriffen. Es geht dem Satz eines Autors zu Leibe, bedient sich seiner Ausdrücke, streicht eine falsche Idee, ersetzt sie durch die richtige Idee.« (Comte de Lautréamont)
So alt wie die Kunst selbst, problematisiert das Konzept der Aneignung entscheidende Kategorien der Kunstwelt, wie etwa die der Autorschaft, der Originalität und des geistigen Eigentums.
In der Kunst steht die Appropriation für das bewusste Kopieren von Kunstwerken, wobei die Handlung des Kopierens als eigenständige künstlerische Arbeit verstanden wird. Mit der Überzeugung, dass es den Diebstahl in der Kunst nicht geben kann, da jedwede künstlerische Arbeit grundsätzlich selbst aus gestohlenen Stücken vergangener Kunstwerke besteht, verneint diese Auffassung von Aneignung die Existenz des »geistigen Eigentums«.
In der heutigen globalen Gesellschaft, in der mit dem Aufkommen des World Wide Webs Techniken wie die des Remix für jedermann zugänglich sind, ist eine kritische Auseinandersetzung mit der komplexen Thematik der Appropriation wichtiger denn je. Im Zuge der Weiterentwicklung digitaler Medien haben sich neue Formen der Kommunikation etabliert und das Teilen, Austauschen und Kopieren ist zu einer alltäglichen Praxis geworden.
Um diesen veränderten Bedingungen Rechnung tragen zu können, muss die Generation »Copy & Paste« nicht nur den Wert tradierter Konzepte wie die der Autorenschaft überdenken, sondern ebenso begreifen, dass sich das Recht auf künstlerisches Eigentum nicht mehr auf eine statische und absolute Form bezieht, sondern als Prozess verstanden werden muss, als soziale Handlung.
Mit dem Aufgreifen der kontroversen Debatte über die Konzepte der Aneignung und des Zitierens will die Akademie Schloss Solitude, gemeinsam mit ihren Stipendiaten, Juroren, geladenen Künstlern und Wissenschaftlern aus den Bereichen der Literatur, Musik, des Films sowie den Geistes- und Computerwissenschaften, die verschiedenen Arten der Appropriation diskutieren und aus unterschiedlichen Perspektiven durchleuchten.
Der Workshop beginnt am Abend des 19. Februars 2015 mit einem Vortrag, der von einer filmischen Darbietung und musikalischen Einlage begleitet wird, und wird am Folgetag mit weiteren Vorträgen und Diskussionen zu den verschiedenen Methoden des Zitierens und der Aneignung in den Disziplinen der Computerwissenschaft, bildenden Kunst, Musik, Medientheorie und des Films fortgesetzt. Zum Abschluss präsentiert Darren Keen ein DJ Set ab 21 Uhr.
Teilnehmer: Theodore Wheeler (Schriftsteller, Omaha, NE/USA), Darren Keen (Musiker, Brooklyn, NY/USA), Femke Snelting (Künstlerin und Designerin, Brüssel/Belgien), Fabrizio Gallanti (Architekt, Montreal/Kanada), Holger Lund (Professor für Mediendesign, Duale Hochschule Baden-Württemberg Ravensburg), Amie Siegel (Künstlerin, New York City, NY/USA), David Quigley (Professor für Kulturtheorie, Merz Akademie, Stuttgart), Denis Grünemeier (Kunsthistoriker, Kurator und Kunstkritiker, Berlin), Jens Meinrenken (Kunsthistoriker, Berlin), Tomislav Medak (Verfechter freier Software und Kultur, Philosoph und Performer, Zagreb/Kroatien)
Die Veranstaltung im Rahmen des Programms art, science & business ist Teil des Forschungsprojekts ¡REMEDIATE!, das die Merz Akademie, Hochschule für Gestaltung, Kunst und Medien, Stuttgart und die Akademie Schloss Solitude in Kooperation mit der MFG Filmförderung Baden-Württemberg und der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) ins Leben gerufen haben.
Eintritt frei. Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Anmeldung bis zum 17. Februar 2015 per E-Mail bitte an Franziska Ziegler:
fz@akademie-solitude.de | +49 (0)711 99619 482
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