Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Liminoid Encounters erkundet Öffnungen für Metauntersuchungen, für das Darüber und das Darunter, für die Schnittstelle zwischen dem Festen und dem Fertigen, für mehrdeutige Zustände des Werdens. Als digitale Live-Veranstaltung reagiert Liminoid Encounters nicht nur durch sein Format auf die Notwendigkeit des Agierens während der aktuellen Pandemie, sondern will auch die Möglichkeiten und Grenzen des Mediums, in dem es agiert, untersuchen. Können wir die Technologie, die wir verwenden, »vermenschlichen«; können ihre algorithmischen Binärcodes der multisensorischen und mehrdimensionalen Komplexität der menschlichen Existenz gerecht werden? Wie können wir in dem Raum zwischen dem Persönlichem und dem Kollektivem agieren, um sowohl die menschliche als auch die mehr-als-menschliche Ebene zu bewahren? Die aktuelle Covid-19-Zoonose ist ein Musterbeispiel für ein Ereignis, das die empfindlichen Schwachstellen und die eng miteinander verwobenen Abhängigkeiten der menschlichen Existenz und der Koexistenz mit nicht menschlichen Agenten unterstreicht.
Der Begriff »liminoid« geht auf den Kulturanthropologen Victor Turner (1974) zurück. Kritisch eingebettet in die Tradition des strukturellen Funktionalismus als anthropologisches Werkzeug, das zur Analyse von Stammesgemeinschaften eingesetzt wird, wollte Turner insbesondere die vorherrschenden strukturellen Positionen seiner Zeit hinterfragen und sich in Richtung der Vorstellung einer Anti-Struktur und des Informellen im gesellschaftlichen Leben einer modernen, industrialisierten Gesellschaft bewegen. Sein Konzept überdauert seine modernen, anthropologischen Ursprünge als philosophische Vorstellung der Erfassung von Entstehungszuständen, heterotopische und vorläufige Arten des Flusses, das »betwixt and between« (Turner).
Liminoid Encounters bietet ein vielfältiges Spektrum an transdisziplinären Ansätzen und Live-Experimenten – von poetischen Lesungen über Tanz- und Video-Performances bis hin zu Schreib-, Gesprächs- und Telepathiezusammenkünften – die über Turners moderne anthropologische Vorstellung hinausgehen und sich einer zeitgenössischen Situiertheit nähern. Die prekäre planetarische und gesellschaftliche Existenz von heute, die vor allem vom nach Macht strebenden, ausbeuterischen neoliberalen, kognitiven Kapitalismus beherrscht wird, kann als tiefer liminoider Übergangszustand angesehen werden, der dringend eine Betrachtung der »Zeit danach« verlangt. Eine hoffnungsvolle Öffnung, um alternative Zukunftsvorstellungen zu entwerfen, ein Übergang zu einem authentischen, gerechteren und achtsamen gesellschaftlichen Zusammenleben und dem verantwortungsvollen Schutz des Planeten.
Im Vorfeld der Veranstaltung fand zudem das dreiwöchige Ecosystems of Knowledge (Ökosysteme des Wissens) zum Begriff »liminoid« statt. Ecosystems of Knowledge ist eine Plattform, die von der Akademie Schloss Solitude für Stipendiat*innen geschaffen wurde, um kollektiv bestimmte Themen zu bearbeiten und zu reflektieren und offen Verfahren und Prozesse des Wissens auszutauschen. In den dialogischen, diskursiven Sitzungen wurden weitere Aspekte des Begriffs »liminoid« untersucht und erörtert. Die Konzeption der drei Sitzungen erfolgte durch das Atelier Ad Hoc Architecture (Maria Daria Oancea & George Marinescu), Olivia Berkowicz & Carla Garlaschi und Valentina Sciarra.
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Programm Liminoid Encounters
Tag 1: Donnerstag, 10. Dezember
18.00 bis 19.30 Uhr (CET)
Begrüßung durch Elke aus dem Moore (Direktorin der Akademie Schloss Solitude)
Kurze Einführung von Kuratorin Berit Fischer und Vorstellungsrunde mit allen Beteiligten, um die verschiedenen Ansätze zu erläutern.
19.30 bis 19.45 Uhr (CET)
Solælune (Nardeen Galuaa & Alieldin Ayman) I, In Empathy<, 2020 Live screening
»Flüchten« ist die Überquerung einer Grenze, der Akt der Zerstörung der Vergangenheit, um einer möglichen neuen Zukunft Platz zu machen. Ein Geflüchteter steht für einen Zustand der dualen Existenz, zwei verschiedene Personen: Retter und Geretteter. Das selbstlose Bewusstsein wird zerstört, um den Weg für das ruhende, sehnsuchtsvolle Selbst im vollen Bewusstsein zu ebnen. Das Opus magnum der Alchemie ist die Umwandlung von Grundelementen in den Stein des Philosophen, die Transzendenz der menschlichen Seele in ihre göttliche Form. Der Geflüchtete gleicht der Doppelnatur des Uroboros.
I, In Empathy ist ein meditatives, interaktives, virtuelles Erlebnis, das basierend auf den Banden der Empathie und durch das gleichzeitige Erzählen verschiedener Geschichten auf kontinuierlich fragmentierte und doch verbundene Weise über Verunsicherung und den Schwellenzustand der Existenz reflektiert. I, In Empathy untersucht den unbeständigen Raum zwischen den zwei »Seiten« eines Geflüchteten, visualisiert die unregelmäßige Zeitspanne des Übergangs und interpretiert durch Symbole der spirituellen Alchemie.
19.45 bis 20.00 Uhr (CET)
Lisa Biscaro Balle Live au Zenith, 2020 Eine aufeinanderfolgende, dreitägige Live-Tanz-Performance
Das Projekt wurde inspiriert von Biscaro Balles persönlichem Bewusstsein für die Inkompatibilität ihrer beiden vererbten Kulturen. Ihre Ausbildung in zeitgenössischem Tanz in Frankreich und das gleichzeitige Aufsaugen brasilianischer Tänze durch ihre Familiengeschichte verschafften ihr nach eigener Auffassung eine privilegierte Position, die nicht nur ihre Tanzpraxis beeinflusste, sondern ihr auch bestimmte Normen, Zwänge und Stereotype offenbarte, die in diesen Kulturen verwurzelt sind. Mit Live au Zenith will Biscaro Balle einen Dialog mit der Musik des brasilianischen Komponisten Chico Buarque herstellen, einem einstigen politischen Dissidenten während der Militärdiktatur in Brasilien (1964–1985). Viele seiner Lieder wurden zu berühmten brasilianischen Hymnen. In Live au Zenith untersucht Biscaro Balle die zentrale Frage, wie sie ihr kulturelles Erbe außerhalb ihres ursprünglichen Kontexts leben kann. Das ist ein Thema, das in mehreren Beziehungen vorkommt, die ständig in Bewegung sind. Im Verlauf der drei Tage schafft sie durch ihre Performances ein tägliches Abbild dieser Fragen.
Tag 2: Freitag, 11. Dezember
15.00 bis 16.30 Uhr (CET)
Giuliana Kiersz Collecting Language, 2020 Ein zweiteiliger Schreibtreff – Teil 1 (ANMELDUNG ERFORDERLICH, max. 12 Teilnehmer*innen)
Wie »erfasst« Sprache sich selbst und in welcher Beziehung stehen wir zu dieser Sprache? Der Schreibtreff ist als ein sensibler politischer Raum konzipiert, um über die Informationsüberflutung durch digitale Plattformen nachzudenken und zu überlegen, wie wir uns an diese Strukturen anpassen können/wie wir uns mit diesen Strukturen auseinandersetzen können. Wie hallen diese Informationen in unserem Körper nach? Welche Geschichten kreieren wir? Welche Welten?
*Jede/r Teilnehmer*in ist eingeladen in der Sprache zu analysieren und zu schreiben, in der sie/er sich am wohlsten fühlt. Bitte geben Sie bei der Anmeldung Ihre bevorzugte Arbeitssprache an. Die angemeldeten Teilnehmer*innen erhalten per E-Mail ein Vorbereitungskit.
** Bitte melden Sie sich bis zum 3. Dezember an. Senden Sie dazu eine E-Mail an: register@akademie-solitude.de
Der Schreibtreff wird nicht aufgezeichnet.
17.00 bis 18.30 Uhr (CET)
Aouefa Amoussouvi Waiting to Be Born, 2020 Ein experimentelles Gespräch (ANMELDUNG ERFORDERLICH, max. 16 Teilnehmer*innen)
Mit dem experimentellen Format Waiting to Be Born untersucht Amoussouvi das liminoide Konzept des »in-between« (dazwischen), indem sie einige ihrer unvollendeten Arbeiten vorstellt und ein Gespräch über die Mehrdeutigkeit des kreativen Fortschritts initiiert.
Sie wird ihre aktuellen Inspirationen und Interessen in einer absichtlich losen Struktur vorstellen, um den chaotischen und passiven Fluss der Gedanken durch den Geist abzubilden. Die Teilnehmer*innen werden das Nichtmenschliche, James Baldwin, Epigenetik, »Women who run with the Wolves« (Die Wolfsfrau: Die Kraft der weiblichen Urinstinkte) von Clarissa Pinkola Estes und die Notwendigkeit der Entkolonialisierung digitaler Technologien diskutieren …
Wie wird die Gruppe diese ursprünglichen Themen bearbeiten? Wie zeigen sich Verbindungen zwischen scheinbar isolierten Gedanken?
Wie viel Kontrolle haben wir tatsächlich über die Reifung von Ideen zu einem kohärenten Projekt? Allein? Als Gruppe? Es sind keine Vorkenntnisse zu diesen Themen erforderlich.
Inspiriert durch die Methodik der Psychohistoriographie von Frederick W. Hickling, wird der Inhalt der Diskussion und die Gruppendynamik als Rohmaterial zur Weiterverarbeitung in ein Gedicht von Amoussouvi nach der Sitzung dienen.
Die angemeldeten Teilnehmer*innen erhalten per E-Mail ein Vorbereitungskit und nach der Sitzung das entstandene Gedicht.
** Bitte melden Sie sich bis zum 3. Dezember an. Senden Sie dazu eine E-Mail an: register@akademie-solitude.de
Der Ton des Gesprächs wird mitgeschnitten.
Öffentliches Programm:
19.00 bis 19.15 Uhr (CET)
Sofie Verraest
What You Have Heard of Brussels, 2020
Live-Lesung
Sofie Verraest liest einen Auszug aus ihrem entstehenden Roman, einer Geschichte des Leidens und der Erneuerung und dem Moment des Übergangs, wenn das ganze Leben zitternd nach Gleichgewicht strebt. Nach dem Verlust ihres Partners versucht E., die ihr früheres Ich abgestreift hat, im Chaos des heutigen Brüssel herauszufinden, wer sie noch sein könnte. Sie ist an den richtigen Ort gekommen: »Was man über Brüssel sagt, stimmt. Von allen Städten auf der Welt, ist es die Stadt, die dem Himmel am nächsten ist.«
19.15 bis 19.30 Uhr (CET)
Valentina Sciarra
The Stone King, 2018
Video-Vorführung
Das Video führt uns zu der Naturlandschaft »Strupanitsa« (Bulgarisch: Haufen), ein Felsphänomen und der größte altertümliche Bergsturz in Bulgarien. Der Bergsturz besteht aus Felsblöcken, die meisten davon in Form von Würfeln oder Quadern mit einer Größe von über 15 Kubikmetern.
Das Video ist mit einem Auszug aus dem letzten und unvollendeten Buch Under the Jaguar Sun von Italo Calvino unterlegt, das er den fünf menschlichen Sinnen widmete. Der Text hat einen ähnlichen Erzählrhythmus wie das Gehen und schafft ein Gefühl der Bewegung und der inneren Reise.
In Calvinos Geschichte ist die Hauptfigur ein namenloser König. Der König hat sich in seinem Schlossgefängnis verschanzt und kann sich aus Angst vor dem Verlust des Throns nicht bewegen. Die einzige Sinneswahrnehmung, die ihm bleibt und ihm eine Verbindung mit der Außenwelt ermöglicht, ist das Zuhören. Der König, bewegungslos auf seinem Thron und gefangen von seiner Machtleidenschaft, lernt, alle möglichen Geräusche zu erkennen, die im Falle der Wiederholung sein Fortbestehen sichern. Das Geräusch der Stadt erreicht ihn fast unmerklich, bis er eines Tages die Stimme einer singenden jungen Frau vernimmt. Er fühlt sich von dieser Stimme angezogen, er möchte darauf antworten, aber er kann nicht. Die Stimme ist verstummt.
Das Video wurde dank der Unterstützung durch den Gaudenz B. Ruf Award 2018 möglich.
Lisa Biscaro Balle
Live au Zenith, 2020
Eine dreitägige Live-Tanz-Performance
Das Projekt wurde inspiriert von Biscaro Balles persönlichem Bewusstsein für die Inkompatibilität ihrer beiden geerbten Kulturen. Ihre Ausbildung in zeitgenössischem Tanz in Frankreich und das gleichzeitige Aufsaugen brasilianischer Tänze durch ihre Familiengeschichte verschafften ihr nach eigener Auffassung eine privilegierte Position, die nicht nur ihre Tanzpraxis beeinflusste, sondern ihr auch bestimmte Normen, Zwänge und Stereotype offenbarte, die in diesen Kulturen verwurzelt sind. Mit Live au Zenith will Biscaro Balle einen Dialog mit der Musik des brasilianischen Komponisten Chico Buarque herstellen, einem einstigen politischen Dissidenten während der Militärdiktatur in Brasilien (1964−1985). Viele seiner Lieder wurden zu berühmten brasilianischen Hymnen. In Live au Zenith untersucht Biscaro Balle die zentrale Frage, wie sie ihr kulturelles Erbe außerhalb ihres ursprünglichen Kontexts leben kann. Das ist ein Thema, das in mehreren Beziehungen existiert, die ständig in Bewegung sind. Im Verlauf der drei Tage schafft sie durch ihre Darbietungen ein tägliches Abbild dieser Fragen.
Tag 3: Samstag, 12. Dezember
12.30 bis 14.00 Uhr (CET)
Giuliana Kiersz
Collecting Language, 2020
Schreibtreff – Teil 2
(ANMELDUNG ERFORDERLICH, max. 12 Teilnehmer*innen)
Wie »erfasst« Sprache sich selbst und in welcher Beziehung stehen wir zu dieser Sprache? Der Schreibtreff ist als ein sensibler politischer Raum konzipiert, um über die Informationsüberflutung durch digitale Plattformen nachzudenken und zu überlegen, wie wir uns an diese Strukturen anpassen können/wie wir uns mit diesen Strukturen auseinandersetzen können. Wie hallen diese Informationen in unserem Körper nach? Welche Geschichten kreieren wir? Welche Welten?
*Jede/r Teilnehmer*in ist eingeladen in der Sprache zu analysieren und zu schreiben, in der sie/er sich am wohlsten fühlt. Bitte geben Sie bei der Anmeldung Ihre bevorzugte Arbeitssprache an. Die angemeldeten Teilnehmer*innen erhalten per E-Mail ein Vorbereitungskit.
** Bitte melden Sie sich bis zum 3. Dezember an. Senden Sie dazu eine E-Mail an: register@akademie-solitude.de
Der Schreibtreff wird nicht aufgezeichnet.
14.30 bis 17.30 Uhr (CET)
Maayan Danoch
Telepathy Works, 2020
Ein Workshop zu kollektivem Bewusstsein und kollektiver Bewegung
(ANMELDUNG ERFORDERLICH, max. 16 Teilnehmer*innen)
Telepathy Works ist eine körperlich-geistige Übung, bei der es um das kollektive Bewusstsein und die kollektive Bewegung geht. Sie soll die Gleichzeitigkeit von Denken und Handeln bei zwei (oder mehr) Personen anregen und telepathische Momente herbeiführen. Die Übung fördert das Denken über Telepathie als eine menschliche Fähigkeit, die entwickelt werden kann, und nicht als ein übernatürliches Phänomen.
Sie sieht den menschlichen Körper als zentralen gemeinsamen Nenner für alle menschlichen Wesen und setzt auf die Empfindsamkeit des Körpers als wichtigste Ressource für die Verbindung und Kommunikation mit anderen Menschen und fördert diese. In verschiedenen Übungen werden wir unsere Fähigkeit zum Zuhören verbessern und aufmerksam für uns selbst und andere werden. Wir werden mit verschiedenen Arten der mentalen Bildgebung arbeiten und unsere Kraft, das was wir wahrnehmen, fühlen und tun, zu ändern, untersuchen. Abschließend werden wir längere Prozesse auslösen, über die wir eine (imaginäre) Beziehung zu einer anderen Person herstellen werden. In diesem Kontext werden wir die erworbenen Werkzeuge einsetzen, um unabhängig vom verbalen Dialog oder Protokollen der kollektiven Entscheidungsfindung einen sofortigen gemeinsamen Prozess mit unserem Partner zu initiieren. Der Workshop findet erstmals als Online-Format statt. Damit lädt er dazu ein, zu untersuchen und kritisch zu reflektieren, wie körperliches und zwischenmenschliches Wissen durch digitale Medien ausgetauscht werden kann.
* Keine Vorerfahrung erforderlich; Menschen mit verschiedenen Bewegungsfähigkeiten sind willkommen.
** Bitte melden Sie sich bis zum 3. Dezember an. Senden Sie dazu eine E-Mail an: register@akademie-solitude.de
Öffentliches Programm:
18.00 bis 18.15 Uhr (CET)
Genevieve Costello
House Rules (Lower Body Protest (LBP)), 2020
Live screen performance
Auf dem Briefkopf des Patientenfragebogens des Krankenhauses steht in kleinen, fett gedruckten Buchstaben:
Diagnose
Lower Body Protest (LBP).
Sie sind Profischwimmer*in und brechen sich ein Bein. Niemand weiß warum. Obwohl jeder andere in diesem Universum zum Gehen auf seine Beine angewiesen ist, entspricht es nicht den gesellschaftlichen Normen, auf den Bereich unterhalb der Taille zu blicken.
Sie versuchen mit dem gebrochenen Bein zu schwimmen. Es geht Ihnen schlechter. Sie geraten in eine Spirale, deren Auswirkungen zu endlos sind, um sie aufzuzählen. Sie breiten sich aus, vermischen sich. Das Leben, das Sie kennen, ist unmöglich. Sie geben weiterhin Ihr Bestes, denn Ihnen bleibt nichts anderes übrig. Sie suchen alle möglichen Ärzte auf; sie wissen nicht, was sie Ihnen sagen sollen. Über die Behandlung von Beinen ist nicht viel bekannt. Medizinische Standardbehandlungen für LBP? leisesAchselzucken, Schmerzmittel, Muskelrelaxanzien, gleichgültigeundendloseÜberweisungen zu SpezialistenundinKLINIKEN. Die meisten Menschen haben Beine und können sie benutzen. Beine sind in der Regel einfach DA.
Sie kleben den Briefkopf des Krankenhauses an Ihre Tür, um daran erinnert zu werden, dass es nicht alles nur Einbildung ist. Sie versuchen, sich nicht darum zu kümmern, dass es auch so sein könnte, während Sie in dieser beinlosen Welt bleiben.
Diagnose
Nachbeobachtung
a) Sie werden zum Qualgestalter.
b) Sie werden zum Freak.
c) Sie überlegen, eine kleine Party zu schmeißen.
d) Sie ___________________.
18.15 bis 18.45 Uhr (CET)
Seyed Mohsen Hazrati
QQQ [Can vehicles talk to each other?], 2020
Live performed screening
In eternity without beginning, of glory, the splendor-ray of Thy beauty boasted.
Hafis
Eine Geschichte über die Schöpfung. Wie ein Fahrzeug ausgewählt wurde, um mit irdischen Elementen ausgestattet, mit verschiedenen Sinnen dekoriert, gespeist mit reinem Kraftstoff, um seine vergängliche Reise auf der Erde zu beginnen.
Hinweis: Bei diesem Screening werden Blitzlichteffekte bzw. sehr schnell aufeinanderfolgende Bildsequenzen verwendet. Bestimmte Bildfrequenzen können unter Umständen epileptische Anfälle auslösen .
18.45 bis 19.00 Uhr (CET)
Sofie Verraest
What You Have Heard of Brussels, 2020
Live-Lesung
Sofie Verraest liest einen Auszug aus ihrem entstehenden Roman, einer Geschichte des Leidens und der Erneuerung und dem Moment des Übergangs, wenn das ganze Leben zitternd nach Gleichgewicht strebt. Nach dem Verlust ihres Partners versucht E., die ihr früheres Ich abgestreift hat, im Chaos des heutigen Brüssel herauszufinden, wer sie noch sein könnte. Sie ist an den richtigen Ort gekommen: »Was man über Brüssel sagt, stimmt. Von allen Städten auf der Welt, ist es die Stadt, die dem Himmel am nächsten ist.«
19.00 bis 19.15 Uhr (CET)
Valentina Sciarra
The Stone King, 2018
Video-Vorführung
Das Video führt uns zu der Naturlandschaft »Strupanitsa« (Bulgarisch: Haufen), ein Felsphänomen und der größte alte Bergsturz in Bulgarien. Der Bergsturz besteht aus Felsblöcken, die meisten davon in Form von Würfeln oder Quadern mit einer Größe von über 15 Kubikmetern.
Das Video ist mit einem Auszug aus dem letzten und unvollendeten Buch Under the Jaguar Sun von Italo Calvino unterlegt, das er den fünf menschlichen Sinnen widmete. Der Text hat einen ähnlichen Erzählrhythmus wie das Gehen und schafft ein Gefühl der Bewegung und der inneren Reise.
In Calvinos Geschichte ist die Hauptfigur ein namenloser König. Der König hat sich in seinem Schlossgefängnis verschanzt und kann sich aus Angst vor dem Verlust des Throns nicht bewegen. Der einzige Sinn, der ihm bleibt und ihm eine Verbindung mit der Außenwelt ermöglicht, ist das Zuhören. Der König, bewegungslos auf seinem Thron und gefangen von seiner Machtleidenschaft, lernt, alle möglichen Geräusche zu erkennen, die im Falle der stetigen Wiederholung sein Fortbestehen sichern. Das Geräusch der Stadt erreicht ihn fast unmerklich, bis er eines Tages die Stimme einer singenden jungen Frau vernimmt. Er fühlt sich von dieser Stimme angezogen, er möchte darauf antworten, aber er kann nicht. Die Stimme ist verstummt.
Das Video wurde dank der Unterstützung durch den Gaudenz B. Ruf Award 2018 möglich.
19.15 bis 19.30 Uhr (CET)
Lisa Biscaro Balle
Live au Zenith, 2020
Eine dreitägige Live-Tanz-Performance
Das Projekt wurde inspiriert von Biscaro Balles persönlichem Bewusstsein für die Inkompatibilität ihrer beiden geerbten Kulturen. Ihre Ausbildung in zeitgenössischem Tanz in Frankreich und das gleichzeitige Aufsaugen brasilianischer Tänze durch ihre Familiengeschichte verschafften ihr nach eigener Auffassung eine privilegierte Position, die nicht nur ihre Tanzpraxis beeinflusste, sondern ihr auch bestimmte Normen, Zwänge und Stereotype offenbarte, die in diesen Kulturen verwurzelt sind. Mit Live au Zenith will Biscaro Balle einen Dialog mit der Musik des brasilianischen Komponisten Chico Buarque herstellen, einem einstigen politischen Dissidenten während der Militärdiktatur in Brasilien (1964–1985). Viele seiner Lieder wurden zu berühmten brasilianischen Hymnen. In Live au Zenith untersucht Biscaro Balle die zentrale Frage, wie sie ihr kulturelles Erbe außerhalb ihres ursprünglichen Kontexts leben kann. Das ist ein Thema, das in mehreren Beziehungen existiert, die ständig in Bewegung sind. Im Verlauf der drei Tage schafft sie durch ihre Darbietungen ein tägliches Abbild dieser Fragen.
Die Veranstaltung findet in englischer Sprache statt.
Teilnehmer*innen: Aouefa Amoussouvi, Lisa Biscaro Balle, Genevieve Costello, Maayan Danoch, Seyed Mohsen Hazrati, Giuliana Kiersz, Solælune (Nardeen Galuaa & Alieldin Ayman), Sofie Verraest, Valentina Sciarra
Kuratiert von: Berit Fischer
Hinweise auf Video- und Fotoaufnahmen beim Livestream
Im Rahmen der Online-Veranstaltung Liminoid Encounters vom 10.–12. Dezember 2020 werden im Livestream Bildaufnahmen erstellt. Nachfolgend informieren wir Sie über die Art und Zwecke der Bildaufnahmen, über die Rechtsgrundlagen und Ihre Rechte.
Datenschutzbeauftragter:
RA Thomas Lang
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Oberer Kirchhaldenweg 9 b
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Telefon: 0711 – 12 57 85 49
E-Mail: office@datenschutzadvokat.de
Die Bildaufnahmen werden zu den folgenden Zwecken verwendet: Bereitstellung der Aufnahmen für die Teilnehmer am Livestream
Rechtsgrundlagen der Aufnahmen: Berechtigte Interessen an der Nutzung der Aufnahmen zu den vorgenannten Zwecken gem. Art. 6 Abs. 1 S. 1 lit. f., 85 DSGVO in Verbindung mit §§ 22, 23 KUG.
Aufbewahrungsdauer der Bildaufnahmen: Die Bildaufnahmen werden solange aufbewahrt, wie das zu den vorgenannten Zwecken erforderlich ist. Die Bildaufnahmen können intern unbeschränkt aufbewahrt werden, z.B. zur Sicherung von urheberrechtlichen Rechtsansprüchen durch Nachweis von Originalaufnahmen und darüber hinaus aus Gründen zeitgeschichtlicher Dokumentation. Im Fall der Veröffentlichung, können die Aufnahmen solange publiziert werden, wie die jeweiligen Publikationsträger, Artikel oder Beiträge öffentlich zugänglich sind.
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