Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Juni 28, 2012
Jazztheorie der Kommunikation
Ueber ein neues Paradigma fuer die Sprachphilosophie
Ueber ein neues Paradigma fuer die Sprachphilosophie
Workshop
»Gibberish, the Universal Language«
Stephen Nachmanovitch, Musiker, Charlottesville, VA
Symposium
Prof. Dr. Simone Mahrenholz, University of Manitoba
Mathias Maschat, Universität Osnabrück
Prof. Dr. Dieter Mersch, Universität Potsdam
Max C. Oestersötebier, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Prof. Mini Schulz, Staatliche Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart
Dr. David P. Schweikard, Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Konzert
»Half Cloud, Half Plain«
Duo Chris Heenan/Michael Vorfeld, Berlin
Trotz der zwischenzeitlich großen Zahl moderner Kommunikationstheorien hängt unser Denken über Sprache im Kern noch immer an einem Paradigma aus den Anfängen der Kommunikationstechnologie: dem Telegrafen. Wie der Telegraf Informationen als immaterielle Codes durch einen Kanal an einen Empfänger schickt, so kommuniziert der Mensch, indem mittels verbaler und non-verbaler Kommunikation nicht-materielle Denkinhalte übertragen werden. Kommunikationsprozesse unterliegen jedoch komplexeren Praktiken sowie der Fähigkeit, sich in den Rhythmus, den Stil und die Bewegung eines Dialogs einzufinden.
Mit dem Modell der improvisierenden Jazzgruppe kann sich dieser rhythmisch-dynamischen Dimension als grundlegendes Element menschlicher Kommunikation angenähert werden. Indem Kommunikationsprozesse als performatives Zusammenspiel von Aktion und Re-Aktion betrachtet werden, stehen die ungeplante Choreografie eines Gesprächs sowie seine sich entwickelnde Atmosphäre und Stimmung im Vordergrund der Untersuchung. Auch die korporale Ebene der Stimme, der Gestik und der Mimik wird als vollwertiger Bestandteil des Sprachspiels verstanden. Die »Jazztheorie der Kommunikation« ist somit mehr als eine gut klingende Metapher – sie wird zur Sprachphilosophie eines neuen Paradigmas.
Die zweitägige Veranstaltung »Jazztheorie der Kommunikation« will die Möglichkeiten dieses Ansatzes interdisziplinär und in verschiedenen Formaten erfassen:
Als Auftakt lädt der Musiker, Komponist und Autor Stephen Nachmanovitch in einem interaktiven Workshop zum Erproben von Improvisationstechniken ein – Musikinstrumente dürfen gerne mitgebracht werden.
Am folgenden Tag gehen die Referenten des Symposiums in Vorträgen und Diskussionen der Frage nach den Gemeinsamkeiten in der Jazzkommunikation nach – im Spielen und Improvisieren in verschiedenen Bandformationen sowie in der Lebensform der Musiker. Zudem diskutieren sie die Möglichkeit der Durchbrechung von Regelmäßigkeiten anhand verschiedener kreativ-musischer Prozesse. In die Betrachtung miteinbezogen wird neben dem Jazz auch die rhythmisch-klangliche Kommunikation in der zeitgenössischen Improvisation und im Bereich Neuer Musik.
Zum Abschluss geben der Improvisationsmusiker Chris Heenan (Kontrabass-Klarinette, Alt-Saxophon) und Michael Vorfeld (Perkussion, selbst entworfene Saiteninstrumente) ein Konzert, in dem die komplex angelegte Klangwelt des Duos zu hören sein wird.
PROGRAMM
Donnerstag, 28. Juni 2012, 20 Uhr
ERÖFFNUNG
Jean-Baptiste Joly, Akademiedirektor
WORKSHOP »GIBBERISH, THE UNIVERSAL LANGUAGE«
Stephen Nachmanovitch
(in englischer Sprache, Musikinstrumente können mitgebracht werden)
Freitag, 29. Juni 2012, 10 bis 22 Uhr
10 Uhr
EINFÜHRUNG
Fabian Goppelsröder
10:30 Uhr
COMMON GROUND. WIE ETABLIERT MAN GEMEINSAMKEITEN IN DER JAZZKOMMUNIKATION?
»Die Kommunikation in der klassischen Musik und im Jazz im Diskurs«, Mini Schulz
»Gemeinsam improvisieren«, David P. Schweikard
»Kommunikation und Koordination in zeitgenössischer Improvisation«, Mathias Maschat
13:30 Uhr
Mittagessen
15:00 Uhr
KREATIVITÄT. VON REGELN UND REGELBRÜCHEN IN DER JAZZKOMMUNIKATION
»Interaktionen des Jazz als Subversion verbal-diskursiver Kommunikationslogik«, Simone Mahrenholz
»Sonntags in New Orleans: 250 Jahre Jazzkommunikation«, Max C. Oestersötebier
»Einsatz und Flow. Präsenz, Koordination und Responsivität als Prinzipien der Kommunikation«, Dieter Mersch
18:30 Uhr
Abendessen
20:00 Uhr
KONZERT »HALF CLOUD, HALF PLAIN«
Duo Chris Heenan/Michael Vorfeld
Veranstaltung im Rahmen des Programms art, science & business in Kooperation mit dem DFG-Graduiertenkolleg »Sichtbarkeit und Sichtbarmachung« der Universität Potsdam
Initiiert von Dr. Fabian Goppelsröder, Universität Potsdam
Anmeldung
Der Konferenzbeitrag, inklusive Catering, beträgt für die gesamte Veranstaltung 25 Euro/15 Euro (Studenten). Der Besuch von Teilen der Veranstaltung ist möglich.
Um Anmeldungen wird gebeten bis zum 18. Juni 2012 bei Lisa Schreiber: ls@akademie-solitude.de, +49 (0)711-99619 134.
an Veranstaltung(en) beteiligt
Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Design: Basics09