Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Die Akademie Schloss Solitude und die ifa-Galerie Stuttgart kooperierten 2010 mit einem Gemeinschaftsprojekt, das den Titel Another Country | Eine andere Welt trägt. Das Projekt besteht aus einer Ausstellung, die im Mai 2010 in der ifa-Galerie Stuttgart gezeigt wurde und nun in der ifa-Galerie Berlin gezeigt wird. Mit Hilfe eines Rave-Stipendiums und einem Aufenthalt an der Akademie Schloss Solitude hat die junge türkische Kuratorin Övül Durmuşoğlu an beiden Institutionen gearbeitet, das Projekt konzipiert und organisiert. Das Projekt ist als Auftaktveranstaltung zu der ifa-Ausstellungsreihe Kulturtransfers #1 gedacht, in der beispielhaft die Migration von Formen, Kontexten und künstlerischen Strategien thematisiert wird, ein genuines Solitude-Thema. Mit diesem Projekt bietet sich auch ein Rückblick auf Aktivitäten, Programme und künstlerische Positionen beider Institutionen an, die grundsätzlich von ihrem Verständnis her eine Form von »kulturellen Transfers« initiieren und ermöglichen.
Zur Ausstellung:
Tee und Tulpe, Papier und Porzellan, Yoga und Algebra haben wir von anderen Kulturen übernommen; einer der großen Fortschritte in der europäischen Wissenschaft beruht auf der Übernahme des indischen Zahlensystems mit dem Symbol der Null im 12. Jahrhundert, welches uns durch arabische Wissenschaftler vermittelt wurde. Die Gegenwart einer Vielzahl von Denkfiguren beruht ebenso wie die von Waren, Techniken und Motiven auf Transferleistungen zwischen verschiedenen Kulturen.
In Anlehnung an das documenta-Motto von der Migration der Form(en) werden Begegnungen und transnationale Wanderungen nicht nur von Motiven, sondern auch von Techniken, Strategien und Ideen untersucht: Für die Ausstellung Another Country | Eine andere Welt wählte die Kuratorin Övül Durmuşoğlu, Arbeiten von sieben KünstlerInnen aus dem Nahen Osten, Europa und der Türkei sowie aus Amerika aus.
Während Ashley Hunt mit Partnern vor Ort eine Weltkarte der Bewegungen und Grenzziehungen der Globalisierung erarbeitet, untersucht Dubravka Sekulić die europapolitischen Hintergründe des European Song Contests. Während Javier Hinojosa in Fotoserien, Zeichnungen und Texten die Uniformität von Städten untersucht, spürt Matilde Cassani religiösen Räumen nichtchristlicher Migranten in Europa. Köken Ergun wiederum fokussiert in seiner Videoarbeit Wedding Hochzeitsrituale in einer der größten türkischen Gemeinden Berlins. In seiner Soundinstallation Lineal setzt sich Cevdet Erek mit abstrakten und persönlichen Zahlenreihen und Zeitabschnitten von Null bis heute auseinander und spielt dabei auf einen der frühen Wissenschaftstransfers an; Jumana Manna hingegen setzt die Frage kultureller Transfers in einem Video um: Ein Wallfahrtslied, ein Psalm des Alten Testaments, wird von Christen, Juden und Muslimen im Nahen Osten gesungen.
Kuratorin: Övül Durmuşoğlu
Beteiligte Künstler: Matilde Cassani (ITA), Cevdet Erek (TUR), Köken Ergun (TUR), Javier Hinojosa (MEX), Ashley Hunt (USA), Jumana Manna (USA/PSE/NO), Dubravka Sekulic (SRB)
an Veranstaltung(en) beteiligt