Foto: Maan Barua, An Amphibious Urbanism, 2023-2024.
Wolfgang Ullrich
»Jenseits des Fetischismus. Dingkultur im Konsumismus«
Wer den Konsumismus als Fetischismus beschreibt, spricht einen doppelten Verdacht aus. So wird in ihm einerseits ein diffus-religiöses, vor jeder Aufklärung stehendes magisches Phänomen vermutet, andererseits aber bringt man den Konsumismus in Nähe zum Pathologischen: Ist er nicht eine Macht, die emotionale Abhängigkeiten und perverse Prioritätenverschiebungen erzeugt? In Vokabeln wie »Markenkult« und »Kaufrausch« artikuliert sich dieser doppelte Verdacht – der aber vielleicht auch nur ein Ressentiment ist. Auf jeden Fall – das ist der Ausgangspunkt des Vortrags – verlegt die Gleichung von »Ware« und »Fetisch« den Blick auf alternative Beschreibungen des Konsumismus. Warum etwa sollten dessen Produkte nicht als Zeugnisse einer Hochkultur gewürdigt werden? Und was passiert, wenn man Konsumgüter als Gipfelpunkte wissenschaftlicher Erkenntnis, als Instrumente der Selbstreflexion oder als real gewordene Wünsche erörtert?
Wolfgang Ullrich ist Professor für Kunstwissenschaft und Medientheorie an der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. Weiterhin arbeitet er als freier Autor und Unternehmensberater im Bereich Marken-, Image- und Trendforschung. Zu seinen letzten Buchveröffentlichungen zählen Bilder auf Weltreise. Eine Globalisierungskritik (Berlin 2006), Habenwollen. Wie funktioniert die Konsumkultur? (Frankfurt am Main 2006) und Gesucht: Kunst! Phantombild eines Jokers (Berlin 2007).
Eine Kooperation mit dem Collège international de philosophie in Paris im Rahmen der Veranstaltungsreihe »Fetisch + Konsum«.
Eintritt frei